Perz, Bertrand,
Das Projekt „Quarz“. Der Bau einer unterirdischen Fabrik durch Häftlinge des KZ
Melk für die Steyr-Daimler-Puch AG 1944-1945, 2. Aufl.. StudienVerlag,
Innsbruck 2014. 584 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der Verfasser des vorliegenden
umfangreichen Werkes wurde in Linz 1958 geboren und nach dem Studium von
Geschichte, Geologie, Philosophie und Kunstgeschichte in Wien und vielfältiger
Mitarbeit an Forschungsprohjekten des Instituts für Zeitgeschichte der
Universität Wien mit einer von Karl Stuhlpfarrer betreuten Dissertation zum Dr.
phil. promoviert. Die 1991 bei dem Verlag für Gesellschaftskritik
veröffentlichte Untersuchung ist dort seit längerer Zeit vergriffen. Die häufige
Nachfrage nach ihr hat nach dem jetzigen Vorwort den Verfasser in seinem
Entschluss bestärkt, eine Neuauflage vorzulegen.
In diesem Zusammenhang konnte er selbst
feststellen, dass sich weder in Bezug auf die rüstungsökonomischen und
militärischen Hintergründe der Genese der betrachteten Untertagefabrik in
Roggendorf bei Melk (Tarnname Quarz) noch in Bezug auf die Geschichte des
Konzentrationsaußenlagers Melk wesentliche neue Erkenntnisse ergeben haben, die
eine grundlegende Revision der Darstellung erfordern. Aus diesem Grunde konnte
das Grundgerüst bestehen bleiben, auch wenn sich historisches Umfeld und
Forschungskontext wesentlich verändert haben. Vor allem die Einbeziehung neuer
Quellen führte dabei zu einer Erweiterung des Werkes.
Gegliedert ist es insgesamt in 12
Abschnitte. Sie betreffen nach einer ausführlichen Einleitung den Umbau der
Steyr-Daimler-Puch AG zum Rüstungsbetrieb nach der Übernahme durch die Reichswerke
Hermann Göring, die Expansion durch Zwangsarbeit, die Expansionsstrategie, die
alliierten Luftangriffe und die dadurch verursachte unterirdische Verlagerung
der Rüstungsbetriebe, die geplante Verlegung von Produktionszweigen der
Steyr-Daimler-Puch AG und der Flugmotorenwerke Ostmark in Stollen bei Melk, die
Planung, Organisation und Durchführung des Projekts ab April 1944, die
Einrichtung des Konzentrationslagers Melk, die Bewachung des Lagers, die
Häftlinge, den Langeralltag, die Zwangsarbeit mit Krankheit und Tod (binnen
Jahresfrist mehr als 5000 Tote) bis zur Auflösung des Lagers und zur
Evakuierung der zahlreichen Häftlinge in die Konzentrationslager Mauthausen und
Ebensee und zur Nachgeschichte des Konzentrationslagers Melk und der
Stollenanlage „Quarz“. In sorgfältiger Auseinandersetzung mit seit der ersten
Auflage erschienener Literatur ist dem inzwischen als Assistenzprofessor bzw.
assoziierter Professor am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und
Präsident der österreichischen Gesellschaft wirkenden Verfasser eine
überzeugende Aktualisierung seiner grundlegenden Erkenntnisse gelungen.
Innsbruck Gerhard Köbler