Müchler,
Günter, Napoleons hundert Tage. Theiss, Darmstadt 2014. 264
S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Am 24. Juni 1812 überschritt Napoleon Bonaparte, als sich Russland aus wirtschaftlichen Erwägungen nicht mehr an seiner Kontinentalsperre gegen Großbritannien beteiligen wollte, mit vielleicht knapp 500000 Männern die Memel, musste jedoch nach der Einnahme Moskaus und schweren Verlusten mit nur noch 18000 Soldaten im Dezember 1812 wieder über die Memel zurückweichen, wurde bei Leipzig zwischen dem 16. und 19. Oktober 1813 in der wohl bis dahin größten Schlacht der Geschichte von Russland, Preußen, Österreich und Schweden geschlagen und dankte nach dem Verlust Paris‘ an die Alliierten auf Druck am 6. April 1814 im Alter von 44 Jahren zunächst zu Gunsten seines Sohnes und wenig später bedingungslos ab. Nach Elba verbannt, nutzte er als Herr über 10000 Einwohner und tausend Soldaten die ihm bekannt werdende Unzufriedenheit in Frankreich und landete dort am 1. März 1815. Da die Massen zu ihm überliefen, konnte er bereits am 20. März 1815 wieder an die Stelle des vor ihm geflohenen Königs treten.
Der in Wuppertal 1946 geborene Verfasser schloss zwar sein Studium der Politikwissenschaft, neueren Geschichte und Zeitungswissenschaft 1973 mit der gegenwartsnahen Dissertation über das Bündnisverhalten von CDU und CSU ab und wirkte danach als Redakteur bei bekannten Zeitungen und im Hörfunk als Journalist und Redakteur, widmete sich aber seit seinem Ruhestand im Jahre 2011 auch früheren Zeiten. Dementsprechend legte er 2012 eine Studie über Napoleon, Metternich und das weltgeschichtliche Duell von Dresden vor. Hieran knüpft die vorliegende Studie an.
Gegliedert ist der durch Abbildungen veranschaulichte Band in insgesamt sechs Abschnitte. Sie betreffen ein Drama im Zeitraffer, den Sturz aus dem Olymp, den Flug des Adlers, die Erkenntnis, dass nichts wie früher ist Waterloo und schließlich das Leben eines Toten. Eine Zeittafel, Literaturhinweise, ein Personenregister von Alexander I. bis Stefan Zweig und ein Bildnachweis runden das für eine allgemeinere Leserschaft dramatisierend verfasste Werk über das vergebliche Aufbäumen des im Titelbild 1845 resignativ dargestellten Napoleon gegenüber seinen kooperierenden Gegnern hilfreich ab.
Innsbruck Gerhard Köbler