Militärische Schichten der Kulturlandschaft. Landespflege – Denkmalschutz – Erinnerungskultur, hg. v. Konold, Werner/Regnath, R. Johanna (= Veröffentlichungen des alemannischen Instituts Freiburg im Breisgau 81). Thorbecke, Ostfildern 2014. 267 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Von Anfang an hat der Mensch die Erde verändert, wobei seine Eingriffe lange Zeit ziemlich unbedeutend waren, aber in Verbindung mit Kultur wie Zivilisation immer deutlicher sichtbare Folgen nach sich ziehen. Auf ihrer Grundlage ist die Archäologie entstanden, die sich vor allem bemüht, die körperlichen Veränderungen der Erde durch den Menschen aufzuspüren und für die Erforschung der verloren gegangenen Gedanken fruchtbar zu machen. Da zum Leben des Menschen auch der Kampf des einen gegen den anderen gehört, ist in diesem Zusammenhang eine Betrachtung der militärischen Schichten der Kulturlandschaft ein interessanter Forschungsaspekt, dem sich im Bürgerhaus in Endingen am Kaiserstuhl im März 2011 eine vom Alemannischen Institut Freiburg im Breisgau e. V: und dem Institut für Landespflege an der Universität Freiburg im Breisgau vorbereitete und in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Freiburg, Referat 26 – Denkmalpflege und der Stadt Endigen durchgeführte Tagung widmete, deren Teilnehmer die Vorstellung einte, dass es notwendig ist, auch Relikte als Zeitzeugen und Mahnmale zu erhalten, die als hässlich empfunden werden oder Unbehagen auslösen.

 

Der vorliegende Sammelband stellt 15 Studien der Allgemeinheit zur Verfügung, von denen etwas mehr als die Hälfte auf Vorträge der Tagung zurückgeht, während für drei Beiträge die Idee während der Diskussionen entstand und die Ergebnisse zweier Workshops wegen der sachlichen Nähe sowie die Texte der Nachwuchswissenschaftler Jansen und Bruder aus allgemeineren Überlegungen aufgenommen wurden. In die Thematik führen die Herausgeber zweisprachig ein, woraufhin Werner Konold sich mit militärischen Schichten in Kulturlandschaften zwischen Wertschätzung und Unbehagen, mit dem Umgang mit jüngeren militärischen Schichten der Kulturlandschaft in der Denkmalpflege und mit la gestion patrimoniale des vestiges militaires récents du paysage domestiqué befasst. Dass Geschichte authentische Orte braucht, betont Rita Mohr de Pérez am Beispiel der Projektgruppe Kummersdorf im Landkreis Teltow-Fläming südlich Berlins, während Thomas Bitterli-Waldvogel und Silvio Keller das Denkmalpflegeinventar  der Kampf- und Führungsbauten der Schweizer Armee vorstellen.

 

Auf jungneolithische Grabenwerke und ihre Rekonstruktion greift Ute Seidel zurück, während die nicht auf den ersten Blick zeitlich einordenbaren Schanzen im mittleren und südlichen Schwarzwald Andreas Haasis-Berner analysiert. Weitere Untersuchungen betreffen die Festungsbaukunst, die barocken Belagerungswerke um Breisach am Rhein, die Basler „Batterie“, die Bedeutung ehemaliger Befestigungsanlagen für das Stadtgrün, den „Schandfleck“ Westwall in der Ortenau und im südlichen Oberrheingebiet sowie den Westwall in Neuried-Altenheim, bei denen sich anschaulich zeigt, dass es immer darauf ankommt, was man aus dem an sich neutralen, als Baustoff vorzüglichen Beton gerade macht. Hilfreich hätte auch eine Aufschließung des vielfältigen, mit zahlreichen Abbbildungen ausgestatteten, gediegen gestalteten Werkes durch ein Sachregister sein können.

 

Innsbruck                                                                  Gerhard Köbler