Lilla,
Joachim, Föderalismus in historisch-vergleichender
Perspektive. Band 1 Der Bundesrat 1867-1919 – ein biographisches
Nachschlagewerk (= Schriftenreihe des Instituts für europäische
Regionalforschungen 20). Nomos, Baden-Baden 2014. 708 S. Besprochen von Gerhard
Köbler.
Im Gegensatz zum Bundestag ist der Bundesrat anscheinend in dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm jedenfalls in seiner ersten Auflage noch nicht belegt. Demgegenüber verweist das Deutsche Rechtswörterbuch in seinem ersten Band auf einen Beleg von 1525. Allerdings erlangt ein Bundesrat sachlich wohl erst seit dem Norddeutschen Bund von 1867 größere allgemeine Bedeutung.
Für ihn ist das vorliegende Sammelwerk des in Datteln 1951 geborenen, hauptberuflich bei dem Stadtarchiv Krefeld tätigen Verfassers, der bereits 2000 ein vergleichbares Werk über Krefelder Abgeordnete seit 1826 unter besonderer Berücksichtigung des deutschen Bundestags, 2003 über die stellvertretenden Gauleiter und die Vertretung der Gauleiter der NSDAP im „Dritten Reich“ 2004 über die Mitglieder des Reichstags (1933-1945) und über leitende Verwaltungsbeamte und Funktionsträger in Westfalen und Lippe (1918-1945/1946), 2006 über die Mitglieder des Reichsrats (1919-1934), 2008 über den bayerischen Landtag (1918/1919-1933), 2010 über die Vertreter der thüringischen Staaten und Thüringens bei Reich und Bund unter Einschluss der Länderkammer der früheren Deutschen Demokratischen Republik (1867-2010) und 2012 über den vorläufigen Reichswirtschaftsrat (1920-1933/1934) veröffentlicht hat, sehr hilfreich. Das neue, wohl einem allgemeineren Ausgreifen sprachlich in der Form eines Untertitels unter einem weniger aussagekräftigen Reihentitel untergeordnete Handbuch dokumentiert „Reichstags-Commissarien“ der Bundesstaaten gegenüber dem Reichstag des Norddeutschen Bundes (1867), die Bevollmächtigen zum Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870), zum Bundesrat des Zollvereins (1868-1870), zum Bundesrat des Deutschen Reiches (Elsass-Lothringen 1871-1875 und (ferner) die Bevollmächtigten und stellvertretenden Bevollmächtigten zum Bundesrat des Deutschen Reiches. Nach einem einheitlichen Schema aufbereitet stellt es nach einer sachkundigen Einführung und einer nach Bundesstaaten gegliederten Übersicht insgesamt Kurzbiographien zu 725 Menschen (darunter etwa auch Hugo Preuß) zur Verfügung.
Sein Hauptteil beginnt mit Abeken, Christian Wilhelm Ludwig (Dresden 21. 11. 1826-15. 10. 1890 als sächsischer Staats- und Justizminister im Amt verstorben). Es endet mit Hugo Freiherr Zorn von Bulach (Straßburg 2. 2. 1851-Osthausen im Unterelsass 20. 4. 1921. Im Anschluss bietet das sehr verdienstvolle Werk die Geschäftsordnungen des Bundesrats ab 1867 sowie ein Verzeichnis der Quellen und Literatur, aus denen der Verfasser geschöpft hat.
Innsbruck Gerhard Köbler