Lehren und Lernen im Zeitalter der Reformation. Methoden und Funktionen , hg. v. Huber-Rebenich, Gerlinde (= Spätmittelalter, Humanismus, Reformation 68). Mohr (Siebeck), Tübingen 2012. XI, 263 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die ausgeprägte Fähigkeit des Lernens hat dem Menschen im Laufe der Zeit die ständige Weiterentwicklung ermöglicht. Dabei ergänzten von Anfang an die bewussten Einwirkungen der umgebenden Menschen die einfachen Nachahmungen des Einzelnen, wobei naturgemäß zunächst die Familie und die sie umgebende Horde oder Nachbarschaft im Vordergrund standen. In der Antike kamen danach die besonderen Lehrer der Schule hinzu, die aber im Mittelalter über die Kirche eigens wiedergewonnen werden mussten, weshalb auf dem Wege zur Gegenwart Lehren und Lernen im Zeitalter der Reformation von besonderem Interesse sind.
Die in Mannheim 1959 geborene Herausgeberin des betreffenden Bandes wurde nach dem Studium von Latein und Französisch in Mannheim, Nantes, Lausanne und Oxford sowie der lateinischen Philologie des Mittelalters und derr Neuzeit in Heidelberg als Gerlinde Huber 1988 in Mannheim mit einer Dissertation über das Motiv der „Witwe von Ephesus“ in lateinischen Texten der Antike und des Mittelalters promoviert. Nach dem zusätzlichen Studium des Griechischen wurde sie 1995 mit einer Schrift über klassische Philologie unter Einbeziehung der Wirkungsgeschichte der lateinischen Literatur habilitiert. Der anschließenden Berufung für Mittellatein und Neulatein nach Jena folgte zum Wintersemester 2009/2010 ein Wechsel für lateinische Philologie nach Bern.
Das vorliegende Werk stellt nach einem Vorwort der Herausgeberin elf Beiträge der gleichnamigen, in der Forschungsbibliothek Gotha 2009 abgehaltenen Tagung der Allgemeinheit zur Verfügung. Sie betreffen eine gegenwartsorientierte Lektüre der Schulschriften Martin Luthers, Empfehlungen in Briefen Nikolaus Ellenbogs, imitatio und eloquentia bei Paulus Niavis, das Schulbuch Opuscula aliquot Erasmus von Rotterdams von 1514, die Lehrmethode Melanchthons, Disputationen in der Reformation, Melanchthons loci communes, das kleine Corpus doctrinae des Matthäus Judex, Vocabularien im Musikunterricht, Musik im frühen Theater der Jesuiten und den pädagogischen Impetus des frühneuzeitlichen Theaters. Auch wenn aus diesen Studien zu den alten Sprachen, der Naturlehre, der Theologie und der Musik keine geschlossene Bildungsgeschichte des 16. Jahrhunderts ermittelt werden kann, bieten sie doch vielfältige neue Gesichtspunkte hierfür, die durch Register benutzerfreundlich aufgeschlossen sind.
Innsbruck Gerhard Köbler