Kowalczuk,
Ilko-Sascha, 17. Juni 1953. Geschichte eines Aufstands (= Schriftenreihe der
Bundeszentrale für politische Bildung 1335). Bundeszentrale für politische
Bildung/Beck, Bonn/München 2013. 128 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Bereits am Mittwoch, dem 17. Juni 1953 bezeichneten sowjetische Dokumente nach dem kurzen Vorwort des Verfassers die unerwünschten Handlungen von Bewohnern der Deutschen Demokratischen Republik als einen faschistischen Putschversuch. Er sei gegen die friedliebende Arbeiter- und Bauernmacht gerichtet. Verursacher sei der Imperialismus der Vereinigten Staaten von Amerika, mit dem die Faschisten in der Bundesrepublik Deutschland zusammenarbeiteten.
Tatsächlich verlangte in diesen Tagen etwa eine Million Menschen an mehr als 700 Orten der Deutschen Demokratischen Republik Freiheit, Demokratie und Wiedervereinigung der von den Besatzungsmächten geschaffenen beiden deutschen Staaten. Das damalige Geschehen liegt inzwischen bereits mehr als 60 Jahre zurück. Dementsprechend hilfreich ist die kurze und klare Zusammenfassung durch den 1967 geborenen, in der Forschungsabteilung der Stasi-Unterlagen-Behörde tätigen Verfasser mit dem Ziel der Unterrichtung über die damaligen Geschehnisse.
Gegliedert ist der schmale Band in insgesamt 7 Abschnitte, die mit dem Aufbau des Sozialismus als kaltem Krieg gegen die eigene Gesellschaft einsetzen und sich nach der Einordnung des Todes Josef Stalins und des neuen Kurses vertieft mit den Aufständen in den Großstädten Berlin, Dresden, Halle, Leipzig und Magdeburg sowie in der Provinz (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen) und ihren Folgen (Rache der Herrschenden, internationale Reaktionen, Zukunft als Nachbetrachtung) befassen. Dabei zeigt der Verfasser nicht nur anschaulich die Gründe für die seinerzeitige politische Entwicklung, sondern auch den konkreten Verlauf des Protestes gegen die ausbeuterischen wirtschaftlichen und entmündigenden politischen Vorgaben, in dem nach den Schätzungen des Verfassers 40 bis 50 Menschen Opfer rechtswidriger Unterdrückung wurden. Überzeugend hält er im Ergebnis die wichtigen deutschen Geschehnisse mit ihren späten Auswirkungen des Jahres 1989 für auch europageschichtlich grundlegend bedeutsam.
Innsbruck Gerhard Köbler