Köster,
Fredy, Das Ende des Königreichs Hannover und Preußen. Die Jahre 1865 und 1866 (=
Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen
Band 267). Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2013. 272 S. Besprochen von
Gerhard Köbler.
Am Übergang der Straße von Hildesheim nach Bremen über die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erstmals als vicus erwähnte Siedlung Honovere, die durch Herzog Heinrich den Löwen so gefördert wurde, dass sie 1189 als civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241 gehörte sie durch den Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg. Ansatzpunkt für die Entstehung des Landes Hannover wurde dann die mittlere Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg, aus der nach zahlreichen Erwerbungen Herzog Georg 1636 seine Residenz nach Hannover verlegte, so dass in der Folge Hannover namengebend wurde und 1692/1708 zum Kurfürstentum Kurbraunschweig bzw. Kurhannover bzw. am 12. 10. 1814 zum Königreich Hannover aufsteigen konnte, das allerdings im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Preußen am 20. 9./3. 10. 1866 durch das benachbarte Preußen annektiert wurde.
Mit diesem ruhmlosen Ende des welfischen Königreichs Hannover befasst sich das vorliegende Werk auf der Grundlage einer von Georg Schnath vielfältig geförderten, bereits 1976 von der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der Technischen Universität Hannover angenommenen Dissertation mit dem Titel Hannover und die Grundlegung der preußischen Suprematie in Deutschland 1862-1864, die allerdings mit dem Jahreswechsel 1864/1865 endete und damit eigentlich unvollständig bleiben musste. Die aus verschiedenen Gründen erst nach vielen Jahren mögliche Vervollständigung hatte bereits unmittelbar nach der Ankündigung ihres Erscheinens im Jahre 2012 das Interesse zweier besonders sachkundiger Rezensenten hervorgerufen. Mangels eines Rezensionsexemplars müssen aber an dieser Stelle bisher einige allgemeinere Bemerkungen des Herausgebers genügen.
Gegliedert ist das Werk in vier Sachkapitel über (1) Hannover und Preußen im Jahr der politischen Weichenstellung, das mit einem scheinbaren Zusammengehen Hannovers mit Preußen in der Schleswig-Holstein-Frage einsetzt, das aber durch eine Ministerkrise in Hannover gefährdet wird, über (2) die Stellung Hannovers zwischen Preußen und Österreich, über (3) Hannovers Entscheidung gegen Preußen nach einer Zunahme antipreußischer Stimmungen in Hannover und diplomatischem und militärischem Druck Preußens auf Hannover in einem Beschluss vom 23. Mai 1866 und schließlich über (4) das Ende des Königreichs Hannover nach dem hannoverschen Feldzug. Im Anhang beigefügt sind 16 aufschlussreiche Dokumente der Zeit zwischen dem 16. August 1864 und dem 12. November 1870. Ein Personenregister von Abée bis Zwierzina schließt die nach dem Ende der beruflichen Tätigkeit das für die Geschichte der deutschen Staaten im 19. Jahrhundert wissenschaftlich bedeutsame Unterfangen vervollkommnende, eine sachkundige Rezension verdienende Untersuchung benutzerfreundlich auf.
Innsbruck Gerhard Köbler