Knapp, Edwin, Herbert Braunsteiner. Ein erfülltes Leben als leidenschaftlicher Österreicher, großer Arzt, Wissenschaftler und Klinikvorstand. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2014. 123 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Herbert Braunsteiner wurde am 10. März 1923 in Wien im Rudolfinerhaus als einziges Kind des als Direktor einer in Europa führenden tschechischen Schleifscheiben- und Schleifmittelfabrik wirkenden Franz Braunsteiner geboren, dessen Vorfahren sich bis 1648 nach Pernegg nördlich Horns im Waldviertel zurückverfolgen lassen. Seine Mutter war Margarethe Pennenberg, deren jüdischer Vater 1871 in Brody geboren worden und als Schlossermeister später nach Wien gezogen war. „Herbert Braunsteiner war also nach den nationalsozialistischen Rassengesetzen ein Mischling 1. Grades oder, wie im Duden 1941 zu finden, Halbjude“.

 

Sein trotz der damit zwischen 1938 und 1945 verbundenen Gefahren und Schwierigkeiten sehr interessantes und erfolgreiches Leben schildert im vorliegenden schlanken Band sein letzter langjährig geschäftsführender Oberarzt, der bereits am Beginn seines kurzen Vorworts besonders darauf hinweist, dass es mehr als 20 Jahre nach der Emeritierung Braunsteiners und dem Ende der Klinik für innere Medizin in Innsbruck unter seiner Leitung keine zusammenfassende Abhandlung über den bekannten Mediziner gibt. Diese wissenswchasftsgeschliche Lücke veranlasste ihn, für ein Referat anlässlich der „1. Herbert Braunsteiner Lecture“ im November 2013 einen möglichst kompletten Überblick über das Leben und Wirken Braunsteiners zu geben. Hieraus ist auf der Grundlage hinterlassener Dokumente wie auch der persönlichen Kenntnisse die durch die Zusage zur Unterstützung durch Braunsteiners Witwe erleichterte Veröffentlichung erwachsen.

 

Sie gliedert sich in sechs Abschnitte über die bewegte Jugend des vorzüglich begabten Braunsteiner bis 1945, die Ausbildung und Wiener Zeit nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, die Berufung nach Innsbruck, Ordinarien auf dem Lehrstuhl für innere Medizin in Innsbruck von 1869 bis 1964, die Geschichte des Gebäudes der medizinischen Klinik bis 1964 und die Klinik Braunsteiner. Abgeschlossen wird die interessante, reich bebilderte, Florian B. gewidmete Darstellung mit einer Zeittafel der medizinischen Klinik in der Ära Braunsteiner als Vorstand der Universitätsklinik für innere Medizin in Innsbruck bis 1993. Damit ist in unterschiedlicher Dichte der einzelnen Abläufe dem auch zeitweise bedeutsam in der Politik der Österreichischen Volkspartei wirkenden vorbildlichen Arzt und Gelehrten, der nach langer schwerer Krankheit in Bad Fischau in Niederösterreich am 25. Juli 2006 verstarb, ein bleibendes biographisches Denkmal gesetzt.

 

Innsbruck                                                                              Gerhard Köbler