Klassiker
des europäischen Denkens. Friedens- und Europavorstellungen aus 700 Jahren
europäischer Kulturgeschichte, hg. v. Böttcher, Winfried. Nomos,
Baden-Baden 2014. 781 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Erfolgsgeschichte des Menschen auf der Erde wird von Anfang begleitet von vielen Auseinandersetzungen zahlreicher Individuen und ihrer Anhänger. Die moderne technische Entwicklung hat es dabei dem 20. Jahrhundert ermöglicht, in zwei blutigen Kriegen um die Vorherrschaft einzelner Staaten in der gesamten Welt zu kämpfen, wobei vor allem Europa im Mittelpunkt stand. Im Anschluss an diese mit wenig überzeugenden Begründungen begonnenen, blutigen Treffen gewann nach 1945 die Überzeugung Raum, dass eine Rüstungskontrolle in Europa einen dritten Weltkrieg verhindern könnte.
Die Gründung dreier europäischer Gemeinschaften hat diese theoretischen Gedanken in praktische Wirklichkeit umgesetzt, die zwar kriegerische Auseinandersetzungen nicht in der gesamten Welt verhindern, aber doch in Europa stsrk eindämmen kann. Im Anschluss hieran ist auch die geschichtliche Suche nach den Ursprüngen der Europaidee verstärkt aufgenommen worden. Der vorliegende, mit einem Luftbild Europas bei Nacht geschmückte, von dem 1936 geborenen, inzwischen emeritierten Professor am Institut für politische Wissenschaften der Technischen Hochschule und jetzigen Leiter eines Instituts an der Staatlichen Technischen Universität Kaliningrad (Königsberg) herausgegebene, gewichtige Band zeigt eindrucksvoll, dass sich Friedensvorstellungen in siebenhundert Jahren vor unserer Gegenwart ermitteln lassen.
Ihre Präsentation beginnt nach der Darlegung von Idee, Plan und Aufbau des Buches sowie der Darstellung des griechischen, römischen, jüdisch-christlichen, islamistischen, byzantinischen und karolingischen Erbes mit Pierre-Dubois, der an der Wende des 13. Jahrhunderts zum 14. Jahrhundert (1306) den europäischen Weg in die frühe Neuzeit eröffnete. Dem folgen etwa Enea Silvio Piccolomini, Georg von Podiebrad, Giovanni Pico della Mirandola, Erasmus von Rotterdam, Niccolò Machiavelli, Sebastian Münster, Maximilien de Béthune, Hugo Grotius und viele andere bis zu Vaclav Havel. Am Ende dieses vielfältigen interessanten Europäerlexikons mit mehr als 100 ausgewählten Persönlichkeiten stehen außer der nicht sicher zu beantwortenden Frage quo vadis Verzeichnisse der behandelten Personen (ohne Abbildungen), der alphabetisierten Klassiker, weiterer Klassiker und der die einzelnen Artikel verfassenden Autorinnen und Autoren von Mariano Barbato über Waltraud Hakenberg, Jean-Claude Juncker und Martin Schulz bis zu Wichard Woyke und außeralphabetisch Rüdiger Voigt.
Innsbruck Gerhard Köbler