Jensen, Richard Bach, The Battle against Anarchist Terrorism. An International History, 1878-1934. Cambridge University Press, Cambridge 2013. XVIII, 410 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Mensch als Individualist hat fast immer eigene Vorstellungen über seinen Platz in der Gesellschaft. Sofern er dabei von anderen gegen oder auch nur ohne seinen Willen beherrscht wird, kann er daran interessiert sein, diese Lage zu verändern und möglichst zu verbessern. Aus dieser Haltung heraus ist auch der anarchistische Terrorismus möglich, in dem zur Gewinnung von Gewaltfreiheit Terror gegen Einzelne oder auch gegen alle anderen angewendet wird.

 

Da hierdurch meist oder fast immer anderen schwerer Schaden entsteht, sind Bekämpfung und Verhinderung von Terrorismus ein legitimes politisches Ziel, dem sich auch der Verfasser verschrieben hat. Am Beginn steht dabei die 1982 an der University of Minnesota approbierte, 1991 erschienene Dissertation über Freiheit und Ordnung in Theorie und Praxis der italienischen Sicherheitskräfte zwischen 1848 und dem Jahrhundertende. Auf dieser Grundlage wurde Jensen Professor für Geschichte an dem Lousiana Scholars’ College an der Northwestern State University, als welcher er sich zum anerkannten Experten für den Kampf gegen anarchistischen Terrorismus entwickelt hat.

 

Sein mit elf Abbildungen bereichertes neues Werk gliedert sich nach einer Einleitung in zehn Kapitel, die in chronologischer Reihenfolge mit den Ursprüngen der Erscheinung im Untersuchungszeitraum beginnen. Auf dem Hintergrund von Verschwörung, Panik, Journalismus und Globalisierung werden danach die ersten internationalen Maßnahmen gegen subversive Elemente zwischen 1815 und 1889 samt anschließender Verstärkung der polizeilichen Bekämpfung bis zur ersten internationalen Konferenz in Rom 1898 behandelt, an die nach drei Mordversuchen und der Ermordung Präsident McKinleys das Petersburger Protokoll der Jahre 1901-1904 und die vielseitigen Antianarchistenmaßnahmen nach 1904 angeschlossen werden, die nach den Erkenntnissen des Autors zu einer Abnahme des anarchistischen Terrorismus bis etwa 1930 führten. Insgesamt gelangt der Verfasser in sorgfältiger Analyse zu dem ansprechenden Ergebnis, dass die internationalen Bemühungen zur Bekämpfung des anarchistischen Terrorismus zwischen etwa 1870 und etwa 1930 eine größere Aufmerksamkeit und Wertschätzung verdienen, als ihnen bisher zu Teil wird, auch wenn bei unvoreingenommener Betrachtung ein vollständiger Sieg über den Terrorismus in einer freiheitlichen Gesellschaft kaum wahrscheinlich ist.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler