Haunert, Lena, Einsatz in der Fremde? Das Amerikabild der deutschen Subsidientruppen im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 168). Selbstverlag der Hessischen Historischen  Kommission Darmstadt und der Historischen Kommission für Hessen,  Darmstadt 2014. VIII, 252 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Schon immer musste sich der Mensch um die für die Erhaltung seines Daseins erforderlichen Mittel sogar innerhalb von Gruppen eigentlich selbst bemühen. Die dabei erforderlichen Mühen wie auch die hierfür verfügbaren Möglichkeiten wuchsen mit der allmählich eintretenden Arbeitsteilung. In diesem Rahmen wurde es an vielen Stellen immer wieder möglich, auch vom bloßen Kampf gegen andere Menschen seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

 

Das vorliegende Werk ist die in losem Zusammenhang mit dieser weiten Fragestellung von Christoph Kampmann betreute, im Sommersemester 2013 am Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaft der Universität Marburg angenommene, für den Druck geringfügig geänderte und um Register und Abbildungen ergänzte Dissertation der Verfasserin. Sie gliedert sich nach einer Einleitung über Fragestellung, Quellenbasis, Forschungsstand und Differenzwahrnehmung als Untersuchungsgegenstand in vier Sachkapitel. Sie betreffen den historischen Rahmen, (kurz) die soziale Interaktion während des Einsatzes, die Wahrnehmung der Lebenswelt in Québec, Neuengland, New York, Pennsylvanien, den südlichen Kolonien, Westindien und Florida sowie die Wahrnehmung des Unabhängigkeitskriegs.

 

In diesem Rahmen untersucht die Verfasserin auf der allgemeinen Grundlage von mehr als 30000 deutschen, auf der Seite der britischen Krone zwischen 1775 und 1783 gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen kämpfenden Soldaten Selbstzeugnisse, die in einem beachtlichen Umfang erhalten sind. Aus ihnen gewinnt die Verfasserin zahlreiche neue detaillierte Erkenntnisse, deren Abstützung durch vergleichbare Untersuchungen englischer und französischer Truppen erfolgen könnte. Insgesamt ermittelt die Verfasserin, dass die Schreiber der von ihr untersuchten Aufzeichnungen sowohl mit Neuem konfrontiert wurden wie auch auf Bekanntes und Vertrautes stießen, wobei  mit zunehmender Aufenthaltsdauer die Vertrautheit zunahm, so dass allgemeiner gesehen die in Amerika wahrgenommene Differenz eher als Andersheit denn als Fremdheit eingestuft werden kann.

 

Innsbruck                                                                  Gerhard Köbler