Handbuch der hessischen Geschichte Band 3 Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900-1806, hg. v. Speitkamp, Winfried (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Hessen 63). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2014. XVIII, 530 S., 15 Kart. Besprochen von Gerhard Köbler.
Wie der Herausgeber in seiner informativen Einführung darlegt, erscheint das in der Planung auf die 1980er Jahre zurückgehende, im Laufe der Zeit aber ins Stocken geratene Handbuch der hessischen Geschichte seit 2010 in neuer Gestalt, indem an die Stelle des Planes, große übergreifende und alle Themenbereiche einer Epoche abdeckende Werke zu schaffen, das Konzept einer Handbuchreihe getreten ist, in dem die einzelnen Bände unter einem stärker eingegrenzten Thema einschlägige Beiträge versammeln. Dementsprechend sind nach einem den früheren Vorstellungen folgenden, 2003 vorgelegten Band über Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen Reich (1806) 1815 bis 1945 im Jahre 2010 die beiden ersten Bände der veränderten Sicht erschienen, die einerseits einer pragmatischen Sicht folgen und andererseits thematische Schwerpunkte setzen, neue Forschungstendenzen aufgreifen und neue ergänzende Linien ermöglichen will. Sie betreffen Bevölkerung, Wirtschaft und Staat in Hessen 1806-1945 und Bildung, Kunst und Kultur in Hessen 1806-1945.
Der neue dritte Bandbetrifft die ältere Zeit. Er stellt Beiträge über Territorien im hessischen Raum vom späteren Frühmittelalter bis zum Ende des Heiligen römischen Reiches im Jahre 1806 zusammen. Allerdings schließt er zum einen die geistlichen Territorien aus, die einem eigenen Band vorbehalten bleiben, und zum anderen auch die Landgrafschaft Hessen, Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt und Hessen-Homburg, die ebenfalls gesondert betrachtet werden sollen.
Dementsprechend behandeln im Anschluss an die Einführung (mit geringfügig unterschiedlichem aktuellen Stand) Klaus Eiler nassauische Grafschaften, die Grafschaft Diez und Herrschaften an der Lahn, Georg Schmidt und Anke Stößer die Grafschaft Katzenelnbogen, Anke Stößer Herrschaften zwischen Rhein und Odenwald, Jürgen Rainer Wolf die Grafschaft Erbach, Uta Löwenstein die Grafschaft Hanau, Klaus-Peter Decker die Grafschaft Isenburg-Büdingen und Herrschaften in der Wetterau, Georg Schmidt den Wetterauer Grafenverein und Reichsritterschaften, Jürgen Rainer Wolf die Grafschaft Solms, Ulrich Reuling Ziegenhain, Gerhard Menk die Grafschaft und das Fürstentum Waldeck bis 1814/1816 sowie Johannes Burkardt die Grafschaft Wittgenstein und zeigen dabei anschaulich, wie vielgestaltig die Ursprünge des heutigen Bundeslands sind. 15 Karten vom 13./14 Jahrhundert bis zum Jahre 1806 bilden die verschiedenen Gebiete von Nassau bis Wittgenstein unter klarer Hervorhebung der wichtigsten Güter. Ein umfangreiches Ortsregister und Personenregister runden das sehr hilfreiche Werk, in dem etwa die reichsritterschaftlichen Familien noch strenger alphabetisch geordnet werden oder Utrrichshausen in Uttrichshausen umgeschrieben werden könnte(n), sehr hilfreich ab, so dass insgesamt ein vorzügliches Grundlagenwerk über die ältere Geschichte (wichtiger Teile) Hessens geschaffen wurde, das durch die geplante Abrundung noch weiter an Bedeutung für die gesamte ältere Geschichte des Landes gewinnen wird.
Innsbruck Gerhard Köbler