Fischer, Ernst Peter, Die Verzauberung der Welt. Eine andere Geschichte
der Naturwissenschaften. Siedler, München 2014. 336 S. Angezeigt von Gerhard
Köbler.
Nach dem gegenwärtigen Stand des Wissens dehnt sich das Universum seit dem aus unbekannter Ursache an einem vom Menschen anscheinend berechenbaren Zeitpunkt hervorgegangenen Urknall in unvorstellbare Dimensionen aus. Gleichzeitig kann der Mensch immer kleinere Gegebenheiten erkennen. Das Mittel hierzu sind die modernen Naturwissenschaften.
Im Altertum verstanden die Kundigen die Welt als ein aus nicht weiter aufteilbaren Atomen zusammengesetztes Gebilde. Die Wissenschaft des neunzehnten Jahrhunderts widerlegte diese Unteilbarkeit und ermittelte einzelne Teile dieser größeren Einheit. In der Physik der Gegenwart sind Atome überhaupt keine Dinge mehr, die sich zeichnen und zeigen lassen wie Gegenstände des Alltags, sondern Gegebenheiten, deren Aussehen erst vom Menschen geschaffen wird, indem sich Elektronenbahnen zwar mathematisch bestimmen lassen, aber kein Aussehen wie Dinge mehr haben.
Wohin dies führen wird, ist ungewiss. Der in Wuppertal 1947 geborene, nach dem Studium der Mathematik, Physik und Biologie 1977 an dem California Institute of Technology promovierte, 1987 in Konstanz für Wissenschaftsgeschichte habilitierte und danach zum außerplanmäßigen Professor ernannte Verfasser plädiert für die Zulassung mehrerer Antworten auf bisher nicht beantwortete Fragen wie: was tut der Wind, wenn er nicht weht. In diesem Sinne hält er es für möglich, dass die auf Beobachtung und verknüpfender Logik beruhenden Naturwissenschaften eines Tages auch als ästhetische Verzauberung der dem Menschen vorgegebenen Welt verstanden werden können.
Innsbruck Gerhard Köbler