Ferdinand Lassalle und das Staatsverständnis der Sozialdemokratie, hg. v. Brandt, Peter/Lehnert, Detlef (= Staatsverständnisse 65). Nomos, Baden-Baden 2014. 247 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Breslau am 11. 4. 1825 als Sohn eines jüdischen Seidenhändlers einer aus Loslau kommenden Familie geborene Ferdinand Lassalle wurde nach dem Studium von Philosophie, Philologie und Geschichte in Breslau und Berlin (1842-1846) Revolutionär und Arbeiterführer, der sich kurz vor seinem frühen Tode in Genf am 31. 8. 1864 nach einem wegen Beleidigung ausgetragenen Duell um den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (1863) hochverdient gemacht hat. Nach den kurzen Vorbemerkungen der Herausgeber wurde sein Bild selbst innerhalb der eigenen Parteifamilie in der Geschichte immer wieder für die jeweiligen Gegenwartszwecke neu zurechtgerückt. Der vorliegende Sammelband will anlässlich des 150. Todestags Lassalles Grundsatzfragen in den Mittelpunkt stellen.

 

Seine elf Beiträge sind dafür in drei Teile gegliedert, die mit drei Positionsbestimmungen beginnen. Dem folgen vier Problemfelder und Parallelen. Den Beschluss bilden schließlich vier Projektionen und Perspektiven, so dass insgesamt explosionsanlautend gewichtige Akzente gesetzt sind.

 

Sie beginnen mit der Behandlung von Demokratie und Wohlfahrtsstaat bei Lassalle (Detlef Lehnert), der vom System der wohlerworbenen Rechte bestimmten Rechtsphilosophie (Thilo Ramm) und der Verfassungsanalyse mit dem Ziel aktiver Demokratisierung durch Konfliktbereitschaft (Peter Steinbach). Problemfelder sind der Staat als idealer Gesamtverein und das Verhältnis von Wissenschaft und Arbeitern, Parallelen August Bebel und Eduard Bernstein. Am Ende des vielfältigen, nicht durch ein Sachregister aufgeschlossenen Bandes werden Kurt Schumacher, die Godesberger SPD, die frühere Deutsche Demokratische Republik und die Manchester-Männer als Projektionen aufgezeigt, so dass insgesamt vielfältige und neue sowie teilweise auch unterschiedliche Erkenntisse über die Bedeutung Lassalles für das Staatsverständnis der Sozialdemokratie gewonnen werden.

 

Innsbruck                                                                  Gerhard Köbler