Dokumente zu den politischen Beziehungen Philipps des Großmütigen von Hessen zum Haus Habsburg 1528-1541, bearb. und hg. v. Lies, Jan Martin (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 46, Kleine Schriften 13). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2014. 214 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Nach dem Vorwort des in mittlerer und neuerer Geschichte, hessischer Kirchengeschichte, Kirchenbau und kirchlicher Kunst der Gegenwart ausgebildeten, seit 2009 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Editions- und Forschungsprojekt Controversia et Confessio – Quellenedition zur Bekenntnisbildung und Konfessionalisierung 1548-1580 der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz tätigen Herausgebers ist das vorliegende Werk ein Zusatzergebnis der Arbeiten an seiner im Jahre 2013 veröffentlichten interdisziplinären Marburger Dissertation mit dem Titel Zwischen Krieg und Frieden – Die politischen Beziehungen Landgraf Philipps des Großmütigen von Hessen zum Hause Habsburg 1534-1541. Während der diesbezüglichen Untersuchung wurde ihm nämlich deutlich, dass einige wichtige Dokumente der Forschung bisher gänzlich unbekannt waren oder nur selten verwertet wurden. Seine zusätzliche Edition soll die landgräfliche Politik mit Hilfe einer Fundierung durch Quellen besser verständlich werden lassen.

 

An sich liegen Hessen und Habsburg räumlich weit getrennt voneinander. Das Haus Habsburg stellt aber auch zu dieser Zeit den Kaiser des Heiligen römischen Reiches. Deswegen wird es wohl Beziehungen jedes Reichsfürsten zu dem Haus Habsburg geben, deren Sammlung und Veröffentlichung die wissenschaftliche Literatur bereichern kann, wenn auch vielleicht nicht stets in gleich beachtlichem Maße wie bei Philipp dem Großmütigen.

 

Der Herausgeber stellt seiner mit Bibliographie und Registern versehenen Edition eine sachkundige historische Einleitung voraus, in welcher er den geschichtlichen Hintergrund, die Auswahlkriterien und den Aufbau der Edition erläutert und die Editionsrichtlinien mitteilt. Dem folgt die Wiedergabe dreiundzwanziger Schriftstücke, die mit der landgräflichen Instruktion für Doktor Walter und Heinrich Hesse als Gesandte zu König Franz I. von Frankreich vom 7. Mai 1528 einsetzt und mit einem Schreiben Philipps an den hessischen Kanzler Johann Feige vom 17. Januar 1541 endet. Insgesamt erweisen die Zeugnisse eine große Flexibilität und diplomatische Manovrierfähigkeit des seine Entscheidungen je nach Interessenlage und politischer Konstellation treffenden Landgrafen, der sich während der durch Martin Luther ausgelösten Reformation durch sein individuelles Privatleben in eine schwierige politische Situation gebracht hatte, gegenüber Kaiser Karl V., seinem Bruder Ferdinand und seiner als Statthalterin der Niederlande fungierenden Schwester Maria von Ungarn.

 

Innsbruck                                                                              Gerhard Köbler