Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch
das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, Band 9 Polen
Generalgouvernement August 1941-1945, bearb. v. Friedrich, Klaus-Peter. Oldenbourg,
München 2014. 878 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das vorliegende Werk ist der Band 9 der auf insgesamt 16
Bände angelegten Edition von Dokumenten über die Verfolgung und Ermordung der
europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland (Deutsches
Reich 1933-1937 2008, Deutsches Reich 1938-August 1939 2011, Deutsches Reich
und Protektorat September 1939-September 1941 2012, Westeuropa und Nordeuropa
1940-Juni 1942 2012, Sowjetunion mit annektierten Gebieten I 2012). Er betrifft
Gebiete der zweiten Polnischen Republik (Krakau, Radom, Warschau, Lublin), die
1939 vom Deutschen Reich besetzt, aber nicht in sein Gebiet eingegliedert
wurden, mit einer Fläche von zunächst 95000 Quadratkilometern, ab 1. August
1941 (Lemberg) 142000 Quadratkilometern. Der Bearbeiter hat bereits im Jahre
2011 einen Band (4) über Polen zwischen September 1939 und Juli 1941 im Umfang
von 751 Seiten vorgelegt.
Dem Vorwort der Herausgeber und der editorischen
Vorbemerkung folgt auf den Seiten 13ff. eine ausführliche Einleitung des
Bearbeiters. Danach war die Lage der Juden im Generalgouvernement deutlich
schlechter als in den anderen deutsch besetzten Gebieten, weil die jüdische
Bevölkerung binnen zweier Jahre vollständig entrechtet, enteignet und
weitgehend isoliert worden war. Dementsprechend muss der Bearbeiter mit
dramatischen Worten den Alltag in den Gettos, den Weg zum systematischen Massenmord,
die Massenmorde in den Vernichtungslagern, die Räumung der Gettos und die
Vernichtungslager schildern, denen nur schwache Reaktionen und ein wenig
erfolgreicher jüdische Widerstand gegenübertreten konnten.
Die anschließende Dokumentation umfasst insgesamt 296
ausgewählte Zeugnisse. Sie beginnen mit der Beobachtung eines jungen sympathischen
deutschen Soldaten an der Gettomauer in Krakau durch die 17jährige, ihn als
ihren „Typ“ empfindende Halina Nelken und enden mit einem Tagebucheintrag Hugo
Steinhaus‘ vom 23. Februar 1945 von überlebenden Juden aus dem Lager Auschwitz
und über die neue kommunistische Presse. Verschieden Indizes und Register
schließen den gewichtigen Band benutzerfreundlich auf.
Innsbruck Gerhard Köbler