Das Briefbuch Abt Wibalds von Stablo und Corvey, hg. v. Hartmann, Martina nach Vorarbeiten von Zatschek, Heinz und Reuter, Timothy (= Die Briefe der deutschen Kaiserzeit 9, Monumenta Germaniae Historica). Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2012. CLXXV, 323, V, 325-732, V, 733-1034 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der in Niederlothringen im Frühjahr 1098 als Sohn eines Ministerialen der Abtei Stablo geborene, unter Rupert von Deutz in Lüttich ausgebildete, mit 19 Jahren in das Kloster Waulsort bei Namur eingetretene, in Monastir am 19. Juli 1158 auf dem Rückweg aus Byzanz als Gesandter Friedrich Barbarossas gestorbene Wibald von Stablo wurde am 16. November 1131 zum Abt der benediktinischen Reichsabtei Stablo-Malmedy gewählt und stieg 1137 unter Kaiser Lothar III. für kurze Zeit auch zum Abt von Monte Cassino auf. Im Jahre 1138 trat er für den staufischen Königskandidaten Konrad und gegen den Welfen Heinrich den Stolzen ein. Wenig später unterstützte er Konrad III. in der Hofkanzlei und wurde am 20. Oktober 1146 Abt der eigentlich im Einflussbereich der Welfen liegenden Reichsabtei Corvey.
Als zentrales Dokument seiner Tätigkeit in der königlichen Kanzlei ist ein umfangreiches Briefbuch überliefert. Das am Anfang unvollständige Autograph mit 161 Blättern befindet sich derzeit im Staatsarchiv Lüttich, wobei sieben der rund 450 Stücke auch in Parallelüberlieferung erhalten sind. Die Erstausgabe von 1724 sammelte im Unterschied zur vorliegenden, Vorarbeiten Heinz Zatscheks und Timothy Reuters zu einem wichtigen Endergebnis führenden Edition der ein umfangreiches Itinerar bietenden Erstherausgeberin des Briefbuchs alle erreichbaren Briefe von Wibald, an Wibald und teilweise auch über Wibald.
Die Bearbeiterin stellt ihrer Ausgabe eine vorzügliche Einleitung voran, die insbesondere die Wibald verfügbaren Bibliotheken und Texte untersucht, zu denen auch die Digesten gezählt werden können. Die Ausgabe beginnt mit einem Brief Abt Reinhards von Reinhausen an Wibald von Stablo und Corvey vom Jahreswechsel 1146/1147 und endet mit der Nummer 451 vom September 1157, in der Kaiser Friedrich I. über den erfolgreichen Verlauf des Polenfeldzugs berichtet und eine Anordnung erteilt. Ausführliche Register schließen den Inhalt der bedeutenden Quelle vorbildlich auf (z. B. Wörter und Sachen in den Briefen Wibalds selbst von abacus bis zelus (darunter ius advocationis, antiquum, canonicum, defensionis, divinum et humanum, electionis, liberum electionis, aequitatis, gentium, hereditarium, hereditarium patrium et avitum, libertatis, ministerialium, nostrum, pietatis, proprietarium, proprietatis, saeculare, synodale et canonicum, ecclesiae).
Innsbruck Gerhard Köbler