Antike
im Mittelalter. Fortleben – Nachwirken – Wahrnehmung – 25 Jahre
Forschungsverbund „Archäologie und Geschichte des ersten Jahrtausends in
Südwestdeutschland“, hg. v. Brather, Sebastian/Nuber, Hans Ulrich/Steuer,
Heiko/Zotz, Thomas (= Archäologie und Geschichte 21). Thorbecke, Ostfildern
2014. 481 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Im Jahre 1984 wurde in Freiburg im Breisgau der Forschungsverbund Archäologie und Geschichte des ersten Jahrtausends in Südwestdeutschland gegründet, der den 25. Jahrestag dieser vorbildlichen interdisziplinären Tat in Freiburg vom 29. bis 31. Oktober 2009 feiern konnte. Knapp fünf Jahre später liegt rechtzeitig zum 30jährigen Jubiläum der Ertrag dieser Tagung in vorzüglicher Gestaltung vor. Gegliedert ist der gewichtige Band nach einem kurzen Vorwort Sebastian Brathers in fünf Teile, welche drei einführende Studien, römische Orte und ihre Weiternutzung, Institutionen, Landschaft und Besiedlung sowie Wahrnehmung und Rezeption der Antike im Mittelalter betreffen.
Zu Beginn legt Heiko Steuer Fragestellung und Ziel des Kolloquiums vor, fragt Hans Ulrich Nuber, ob der Südwesten in römischer Zeit als Erblasser für das Mittelalter angesehen werden kann und bietet Thomas Zotz einen kurzen, klaren Überblick über die Geschichte des deutschen Südwestens vom Ende der Antike bis zum Mittelalter. Als römische Einzelorte werden Konstanz, Zarten, Zaringia und der Breisacher Münsterberg besonders erfasst, römische Villen und römische Ruinen in allgemeineren Bezügen. Institutionell werden die Gesellschaftsentwicklung der germanischen gentes, Alemannen und Franken im römischen Heer, Pactus und Lex Alamannorum (Clausdieter Schott), die Bischöfe in Gallien und die spätrömischen Kastellorte vertieft in den Blick genommen.
Unter Landschaft und Besiedelung werden der Wandel von Bestattungsformen (Reihengräberfelder), die Kirche über römischen Grundmauern zwischen Kontinuität und Koinzidenz, die Verkehrstopographie am Übergang zur Spätantike, das Verhältnis von römischem pagus und germanischem Gau sowie von römischer Gutswirtschaft und mittelalterlichem Dorf dargestellt. Am Ende werden Wahrnehmung und Funktion römischer Überreste am Oberrhein, Herkunfts- und Ursprungsvorstellungen germanischer gentes, die welfische Traditionsbildung im hohen Mittelalter sowie Meisterzählungen betreffend Caesar, Arminius und die Deutschen erörtert und bietet Ian Wood einige vergleichende Beobachtungen, während Heiko Steuer rückblickend die in der Einführung aufgeworfenen Fragen nach Fortleben, Nachwirken und Wahrnehmung beantwortet. Insgesamt erweisen die 24 Beiträge des überzeugenden, mit zahlreichen Abbildungen und hilfreichen Registern der behandelten Personen und Orte versehenen Bandes die vielfältigen, reichen Früchte langjähriger Zusammenarbeit in beeindruckender Art und Weise, wie sie auch in Zukunft gelingen möge.
Innsbruck Gerhard Köbler