Aktuelle Beiträge zur Rechtswissenschaft und zu ihren geistesgeschichtlichen Grundlagen. Zum 20. Jubiläum der Neugründung der juristischen Fakultät an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, hg. v. Heiner Lück (= Hallesche Schriften zum Recht 32). Universitäts-Verlag Halle-Wittenberg, Halle 2013. 294 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Für die Gründung von Universitäten nach dem hochmittelalterlichen Vorbild Bolognas und Salernos konnten wie für ihre Schließung zu jeder Zeit die unterschiedlichsten Umstände maßgeblich werden. In Wittenberg währte das Dasein von 1502 bis zum napoleonischen Niedergang der Jahre 1813ff., während der in Halle nach dem Übergang der Stadt vom Erzstift Magdeburg an die Markgrafschaft Brandenburg von 1680 im Jahre 1694 eröffneten Modelluniversität nicht nur der Fortbestand, sondern sogar die Aufnahme Wittenbergs zum 12. April 1817 in der Form der Universität Halle-Wittenberg gelang. Mit dem Verhältnis zwischen Gründer und Gründung Halles setzt sich im vorliegenden Sammelband der Herausgeber im Hinblick auf den 300. Todestag Kurfürst Friedrichs III. von Brandenburg am 25. Februar 2013 ausführlich und weiterführend auseinander.

 

Im Übrigen dient das Werk in erster Linie der Würdigung der jüngsten zwanzig Jahre nach der Abwicklung der universitären Verhältnisse der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik infolge der Herstellung der Einheit Deutschlands im Jahre 1990 vor Ort. Dem sind nach einem kurzen Vorwort des Dekans dreizehn weitere aktuelle Beiträge gewidmet. Sie gliedern sich in Studien der Anfangs- und Aufbaujahre, der Entwicklung der Globalisierung, des Daseins des Rechtes in der modernen Gesellschaft und eine sonstige Schilderung des erfolgreichen Wirkens eines vielseitigen Studiendekans zwischen 2002 und 2008.

 

In diesem Rahmen befassen sich Gerfried Fischer mit der Zivilrechtslehre, Michael Germann mit Kirchenrecht, Armin Höland mit Rechtssoziologie, Michael Kilian mit dem öffentlichen Recht, Reimund Schmidt-De Caluwe mit dem Umweltrecht, Wilfried Kluth mit dem Kammerrecht, Matthias Lehmann und Caroline Meller-Hannich mit der Internationalisierung und Europäisierung des Privatrechts für die Juristenausbildung, Christian Schröder mit dem Kapitalmarktstrafrecht, Joachim Renzikowski mit der Strafbarkeit der Arbeitsausbeutung, Susanne Sieker mit Steuerrecht und Bilanzrecht aus der Perspektive des Zivilrechts, Cordula Stumpf mit dem Steuerrecht in der Rechtswissenschaft und Malte Stieper mit der Entwicklung des geistigen Eigentums zwischen Gundling und GRUR. Dabei wird vor allem die große Begeisterung der aus den alten Bundesländern gekommenen, freundschaftlich kooperierenden Hochschullehrer sichtbar, welche die ihnen eher unverhofft gebotenen Möglichkeiten mit großem Engagement und Erfolg zumindest während der ihnen in Halle verfügbaren Zeit wahrnahmen. Daneben macht neben dem Herausgeber auch der Hallenser Nestor die ältere Rechtsgeschichte an Hand von Melanchthons Überlegungen zur Strafrechtspflege in dem in erster Linie Aufrichtung, Ausgestaltung und Bewahrung rechtsstaatlicher Strukturen in Sachsen-Anhalt seit 1993 schildernden, leider eines Registers entbehrenden Werk eindrucksvoll sichtbar.

 

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler