Vorderösterreichisches Appellationsgericht und
vorderösterreichische Landrechte 1782-1805, bearb. v. Steuer, Peter/Krimm,
Konrad (= Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung
Baden-Württemberg 50/10). Kohlhammer, Stuttgart 2012. 354 S. Besprochen von
Gerhard Köbler.
Bei seiner ersten Erwähnung im Jahre 996 ist Österreich
das im Osten gelegene Gebiet, für dessen Verortung Neuhofen an der Ybbs einen
ungefähren Anhaltspunkt bietet. Zu diesem später in Niederösterreich und
Oberösterreich aufgeteilten Gebilde, konnte ein Vorderösterreich mit dem
Hauptort Freiburg im Breisgau eigentlich erst hinzukommen, als die im Westen
begüterten Habsburger sich 1282 mit Österreich selbst belehnten. Für einen Teil
dieser Güter verlor sich diese langjährige Verbindung von Osten und Westen
zumindest äußerlich, als sie zwischen 1799 und 1805 in Baden, Württemberg und
Frankreich aufgingen.
Trotz dieser späteren Veränderung verdienen auch die
vorderösterreichischen Rechtseinrichtungen ungeteilte Aufmerksamkeit.
Dementsprechend ist es sehr zu begrüßen, dass die Deutsche
Forschungsgemeinschaft sich für ein Gesamtinventar der vorderösterreichischen
Zentralbehörden gewinnen hat lassen. Als dessen Band 10 legen die Bearbeiter
nunmehr ein Verzeichnis der Bestände des vorderösterreichischen
Appellationsgerichts und der vorderösterreichischen Landrechte für die Auslaufzeit Vorderösterreichs vor.
In ihrer kurzen Einleitung schildern sie die vorderösterreichischen
Gerichte nach der Justizreform Josephs II., nach der seit dem 1. Juli 1782 in
Freiburg im Breisgau unter dem Vorsitz des Regierungspräsidenten ein in die
Zukunft weisendes Appellationsgericht als allgemeine Berufungsinstanz fungierte
oder eigentlich fungieren sollte, neben dem die Landrechte oder das Landrecht
ein auf die Vergangenheit gegründetes Sondergericht für gewisse Fälle und
Personengruppen bildete(n). Danach gehen sie auf die Überlieferungsgeschichte
ein, legen die vielfältigen Vorinstanzen dar und beginnen ihre gelungene
Übersicht mit dem Neuen Kriminalgesetzbuch der Jahre 1784-1785. Das insgesamt
1184 Nummern umfassende, mit der Exekution des Urteils in Sachen Göß gegen
Gessler von 1804 endende, gediegen gestaltete Werk wird durch ausführliche
Indizes hilfreich aufgeschlossen.
Innsbruck Gerhard Köbler