Utz Tremp, Kathrin, Fiat littera ad
dictamen sapientum. Notare, Lombarden und
Juden in Freiburg im Üchtland (14. Jahrhundert). Nomos, Baden-Baden 2012. XI,
381 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Verfasserin schloss ihr Studium der mittelalterlichen
und modernen Geschichte sowie der germanistischen Mediävistik an den
Universitäten Bern, München und Freiburg im Üchtland 1982 auf Grund einer
Untersuchung über das Kollegiatstift Sankt Vinzenz in Bern (von 1484/1485-1528)
mit dem Doktorat in mittelalterlicher Geschichte ab. Von 1990 bis 1995 wirkte
sie als Oberassistentin in Lausanne, wo sie nach umfangreichen Studien über
Waldenser, Wiedergänger, Hexen und Rebellen im Jahre 2000 habilitiert wurde.
Seit 1999 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Staatsarchiv Freiburg
tätig, wo sie die Dokumente des Mittelalters und der frühen Neuzeit betreut.
Ausgangspunkt des vorliegenden neuen Werkes ist der Umstand, dass die Westschweiz im Mittelalter eine historische Quelle hervorgebracht hat, die es in dieser Form in der Deutschschweiz nicht gibt, nämlich das von Italien und Savoyen aus eingedrungene Register des öffentlichen Notariats, das im Wallis am Ende des 13. Jahrhunderts, in Freiburg in der Mitte des 14. Jahrhunderts, im Waadtland wenige Jahre danach und in Genf am Ende des 14. Jahrhunderts einsetzt. Obwohl ihre überwiegenden Zahl verloren gegangen sein dürfte, sind fast 800 derartige Quellen noch überliefert.
Davon untersucht die Verfasserin drei Freiburger Beispiele näher. Es handelt sich um das Registrum Lombardorum aus der Mitte des 14. Jahrhunderts (Staatsarchiv Freiburg, NR 9/1), das erste Notariatsregister des Heinrich Nonans von Schwarzenburg (Staatsarchiv Freiburg NR 20) und das zweite Notariatsregister desselben Autors (Staatsarchiv Freiburg, NR 1009), wobei Fru Utz Tremp jeweils genau auf die Anatomie des Registers, die Typologie der Instrumente, die Kunden und die notariellen Anweisungen und Ausfertigungen eingeht. Insgesamt ergibt ihr ansprechender Versuch einer histoire notariale der ersten drei überlieferten Freiburger Notariatsregister eine ziemliche Unterschiedlichkeit, obwohl die Register letztlich aus derselben Kanzlei stammten und vielleicht nur deswegen erhalten blieben, weil man ihre Urheber wegen des Namens für Verwandte der zwischen 1389 und 1410 amtenden Freiburger Stadtschreiber hielt.
Innsbruck Gerhard Köbler.