Nuzzo, Luigi, Origini
di una Scienza. Diritto internazionale e colonialismo nel XIX secolo (= Studien
zur europäischen Rechtsgeschichte - Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts
für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main 274). Klostermann, Frankfurt
am Main 2012. IX, 329 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der Verfasser ist professore associato für mittelalterliche
und neuzeitliche Rechtsgeschichte der Universität Salent. Sein
wissenschaftlicher Ausgangspunkt ist Pavia, von wo aus er in Siena unter der
Betreuung durch Piano Mortari und Aldo Mazzacane promoviert wurde, Seit 1997
ist er dem Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am
Main in enger und weiterführender Weise sehr verbunden.
Literarisch erstmals besonders hervorgetreten ist er dort
durch eine im Jahre 2004 vorgelegte Bibliographie der Werke Karl Josef Anton
Mittermaiers, der zwischen 1809 und 1867 nahezu 1000 größere und kleinere Werke
schuf und sich unter Verwendung der Vergleichung des einheimischen Rechtes mit
ausländischem Recht erfolgreich für ein modernes liberales Strafverfahrensrecht
einsetzte.. Diese außerordentlich gründliche, wenn auch letztlich wohl nicht
ganz vollständige Sammlung war ein Nebenerzeugnis eines auf die erreichbare
Korrespondenz Mittermaiers gerichteten umfassenderen Vorhabens. Von hier aus
gab Nuzzo 2011 zusammen mit Miloš Vec einen wichtigen Sammelband über
Constructing international law heraus.
Im vorliegenden Werk kann er seine Erkenntnisse über die Entstehung des Kolonialrechts im 19. Jahrhundert in voller Breite und Tiefe darlegen. Dafür bildet er vier Kapitel, die von einem gemeinsamen christlichen Recht vor allem Englands und Deutschlands in Abgrenzung zur Türkei und China ausgehen. Auf dieser Grundlage erörtert er ausführlich die in Italien entwickelte Doktrin in der gemeineuropäischen Debatte und bezieht dabei den nordafrikanischen Raum eindrucksvoll ein, so dass er im Ergebnis die Rechtsgeschichte des 19. Jahrhunderts um wertvolle internationale Aspekte erweitert und in vielfältiger Hinsicht bereichert, die es verdient hätten, auch in einer deutschen Kurzfassung der Allgemeinheit am Ende des Buches zur Verfügung zu stehen.
Innsbruck Gerhard Köbler