Neue Wege in ein neues Europa. Die deutsch-französischen Beziehungen nach dem Ende des kalten Krieges, hg. v. Koopmann, Martin/Schild, Joachim/Stark, Hans (= Genshagener Schriften - Europa politisch denken 1). Nomos, Baden-Baden 2012. 217 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der 50. Jahrestag der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags am 22. Januar 1963 ist ein geeigneter Anlass, über das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich in Europa nachzudenken. In diesem Zusammenhang vermissten einige Interessierte eine Bilanz der Beziehungen zwischen den deutschen Staaten seit 1990, welche die Gesamtdarstellung Gilbert Zieburas bis in die Gegenwart ansatzweise fortsetzen könnte. Aus dieser Erkenntnis ist der vorliegende Sammelband erwachsen, der durch das Comité d’études des relations franco-allemandes (cerfa) finanziert wurde.
Er enthält nach einer einbindenden Einleitung Hans Starks insgesamt elf Beiträge deutscher und französischer Verfasser in deutscher Sprache. Sie beginnen mit einer gelungenen Betrachtung Joachim Schilds über Frankreich, Deutschland und die institutionelle Entwicklung der Europäischen Union seit 1990. Danach werden etwa Widerstände gegen den europäischen Einigungsprozess in beiden Ländern, die Beziehungen im Verhältnis zur Europäischen Währungsunion, zur Globalisierung, zur Erweiterungspolitik, zur Verteidigung, zu Wirtschaft und Industrie, zur Energiepolitik oder zur Kultur untersucht.
Am Ende fragen sich Mit Martin Koopmann und Joachim Schild zwei der Herausgeber, ob nach dem Ende des kalten Krieges eine neue Ära begonnen hat. Dabei überwiegt die Einsicht, dass auch unter den veränderten Bedingungen die gemeinschaftliche Verantwortung beider Staaten für die Zukunft Europas fortbesteht. Das schließt Übereinstimmung in verschiedenen Punkten ebenso ein wie gegenläufige Zielsetzungen an anderen Stellen, weil das Handeln von Staaten ebenso wie das Verhalten Einzelner stets auch von den individuellen Interessen abhängig ist, worauf der mit einem kurzen Personenregister von Adenauer bis Villiers ausgestattete schmale Band in vielfältiger Weise überzeugend aufmerksam macht.
Innsbruck Gerhard Köbler