Miles, Kate, The
Origins of International Investment Law. Empire, Environment and the
Safeguarding of Capital. Cambridge University Press, Cambridge 2013. XXVI, 464
S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Während der Mensch in seinen Anfängen vor allem am täglichen Überleben interessiert war, wird der Wandel zur Ansammlung von Kapital als eigenem wirtschaftlichem Zweck herkömmlich mit der Neuzeit verbunden, in der trotz großen Reichtums einzelner früher lebender Menschen Fugger und Welser als frühe, zeitweise erfolgreiche Vertreter des Kapitalismus eingestuft werden. Nach der vorübergehenden Erscheinung des Merkantilismus begegnet ein allgemeineres Streben nach Privateigentum an Produktionsmitteln und Steuerung von Herstellung und Verbrauch von Waren über den Markt seit der Industrialisierung am Ende des 18. Jahrhunderts. Seitdem hat sich das Streben nach Gewinn im beständigen, vernunftorientierten Betrieb trotz aller damit auch verbundenen Nachteile als bisher erfolgreichste, mehr und mehr international ausgerichtete Wirtschaftsform erwiesen.
Mit den Ursprüngen des besonderen internationalen Kapitalanlagerechts befasst sich die gewichtige vorliegende Untersuchung der als Fellow and College Lecturer in Law at Gonville and Caius College in Cambridge tätigen Verfasserin, die zunächst beruflich mit Handelsstreitigkeiten befasst und wissenschaftlich an internationalem öffentlichem Recht interessiert war. Im Jahre 2002 schlug ihr Philippe Sands angesichts der Sache Metalclad Corporation v. United States of Mexico die Untersuchung von Umweltrechtsfragen im internationalen Investmentrecht vor, aus der das vorliegende Werk entstanden ist. Als Promotionsvorhaben wurde die komplexe Aufgabe von Ben Boer und Tim Stephens von der Universität Sydney betreut.
Gegliedert ist die eindrucksvolle, 60 Seiten Bibliographie aufweisende, im Rahmen der vielseitigen Cambridge Studies in International and Comparative Law erschienene Studie in drei Teile. Dabei folgen die historische Entwicklung des Schutzes für ausländische Kapitalanlagen, die gegenwärtige Spannung zwischen ausländischen Kapitalanlagen, Imperialismus und Umweltschutz und die Praxis und Zukunft des Auslandskapitalanlagerechts sachgerecht aufeinander. Im Ergebnis gelangt die Verfasserin bei der Erkundung der wichtigen Ursprünge in das 17. Jahrhundert als der Zeit der beginnenden wirtschaftlichen und politischen Expansion und in diesem Rahmen zur Niederländisch-ostindischen Handelskompagnie von 1602 und Hugo Grotius zurück. Die damit verbundenen Einsichten erlauben ihr auch ansprechende Lösungsansätze für gegenwärtige und künftige Interessenkollisionen zwischen kapitalistischen Zielen und anderen humanen Notwendigkeiten.
Innsbruck Gerhard Köbler