Lemberg, Margret, Item sant Elizabeth im kasten. Der Elisabethenschrein - die erstaunliche Karriere eines Kunstwerks (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 79). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2013. X, 218 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Zu den bekanntesten Frauen des deutschen Mittelalters zählt die am 17. November 1231 mit 24 Jahren in dem von ihr errichteten Haus im Bereich ihres dem heiligen Franziskus geweihten Hospitals im Norden Marburgs gestorbene Elisabeth von Thüringen. Unmittelbar nach ihrem Tode begann ein Strom von Pilgern zur Grablege der wundersamen Landgräfin. Wenig später unterzeichnete in Perugia am 4. Juni 1235 Papst Gregor IX. die Urkunde über die Erhebung Elisabeths zur Ehre der Altäre.

 

Wie die sachkundige, durch zahlreiche frühere Arbeiten bekannte Verfasserin zu Beginn ihrer eindrucksvollen Darstellung anschaulich ausführt, hatte einer mittelalterlichen Heiligsprechung am Orte der Grablegung die Erhebung der Gebeine zu folgen, an welche die Translation der Gebeine auf einen Altar anzuschließen war. Dies geschah bei Elisabeth am 1. Mai 1236 in Anwesenheit Kaiser Friedrichs II. und vieler geistlicher und weltlicher Würdenträger. Als der Hüter dieses daraufhin geschaffenen kostbaren Schatzes 1480 sein Amt an seinen Nachfolger übergab, beschrieb er ihn mit den dürren Worten Item sant Elizabeth im kasten, welche die Verfasserin als Titel ihres Werkes aufgreift, in dem sie die bisherigen Beschreibungen und kunstgeschichtlichen Erläuterungen des Schreines durch einen Blick auf die Wünsche und Begehrlichkeiten religiöser, politischer und materieller Natur ergänzen will, die der Schrein bereits ausgelöst hat.

 

Gegliedert sind ihre vielfältigen, neuartigen, mit reichem Bildmaterial sowie einem dokumentarischen Anhang versehenen Ausführungen insgesamt in zehn Abschnitte. Sie betreffen Elisabeth und den Reliquienkult ihrer Zeit, den Weg des Schreines vom Reliquiengehäuse zum Kunstwerk, den Schrein als Objekt politischer Machtausübung, die Neubewertung der gotischen Elisabethkirche und ihrer Kunstwerke, die Verbringung nach Kassel durch König Jérôme , das Kunstwerk, die Beraubung des Schreines im Jahre 1920 mit der anschließenden Restaurierung, die Sicherungsmaßnahmen während des zweiten Weltkriegs samt den Begehrlichkeiten auswärtiger Museen, die Elisabethfeiern und Elisbethausstellungen in Marburg nach 1945 und die Diskussion um eine überzeugende Präsentation mit Ideen zur Präsentation im Kirchenraum. Insgesamt bietet die Verfasserin eine vorzügliche, zu neuen Erkenntnissen gelangende Aufbereitung der wechselvollen Geschichte des zwischen 1236 und 1249 geschaffenen goldenen Schreines, der wegen der nachreformatorischen Vernachlässigung zu einem der wenigen hochmittelalterlichen Schreine in ursprünglicher Fassung und dadurch zu einem besonderen Schmuckstück Marburgs und damit auch ganz Hessens werden konnte.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler