Kuchenbuch, Ludolf, Die Neuwerker Bauern und ihre
Nachbarn im 14. Jahrhundert (= Spätmittelalterstudien 3). UVK, Konstanz 2013.
246 S., 10 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Erfahrung zeigt, dass meist Dissertation und Habilitation die Lebenswege eines Gelehrten wesentlich bestimmen, weil sie die bestmögliche Konzentration auf eine einzelne Aufgabe verlangen und vielfach der jugendliche Mut neue Ausgriffe auf bisher fehlende Erkenntnisse wagen lässt. Sind sie abgeschlossen, kann eine Vielzahl ungewohnter Anforderungen die Veröffentlichung der Ergebnisse verzögern. Besser spät als nie, sollte aber auch hier die Leitlinie sein, weil andernfalls die gewonnenen Einsichten der Allgemeinheit dauerhaft verschlossen blieben.
Der in Schneidemühl 1939 als Sohn eines Prähistorikers geborene, in Stendal, Lübeck-Eichholz, Wohltorf und Reinbek geschulte, in München und Berlin (FU) in Kunstgeschichte, Geschichte, Germanistik und Philosophie ausgebildete Historiker und Jazzmusiker am Saxophon Kuchenbuch wurde als wissenschaftlicher Assistent Ernst Pitzs 1976 mit einer sozialgeschichtlichen Dissertation über die Bauern im Umfeld der Abtei Prüm in der Eifel summa cum laude promoviert. Als Assistenzprofessor und Hochschulassistent der Technischen Universität Berlin wurde er unter Begutachtung durch seinen Lehrer 1983 mit einer Schrift über bäuerliche Vermögensstrukturen, Rentenverpflichtungen und Nachbarschaftsverhältnisse des Klosters Neuwerk (anfangs bei und später) in Goslar für mittelalterliche Geschichte habilitiert. Nach einer Tätigkeit als Konservator am bayerischen Nationalmuseum in München wurde er 1985 an die Fernuniversität Hagen berufen, an der er bis 2004 tätig war.
Seine nunmehr der Öffentlichkeit nach 30 Jahren im Druck vorgelegte Habilitationsschrift gliedert nach einer Einführung über die Eingrenzung der Untersuchung, die Überlieferung, das Register von 1355 und die Neuwerker Güter im Harzvorland ihren Hauptteil in drei Abschnitte über den Hof und seine Pertinenzen, Zins und Dienst als Ausformungen der Mehrarbeit und Formen der Verbundenheit der betroffenen Leute. Ausgehend von seinen Erkenntnissen schlägt der Verfasser vor, „das Vorharzland im 14. Jahrhundert für eine Zeit mit relativer stabiler Agrarstruktur“ zu halten. Einige Anhänge und ein Postskript des Jahres 2013 runden die als kritischer Baustein für ein neues Bild des 14. Jahrhunderts gedachte, bisher nicht ersetzte oder obsolet gemachte Arbeit hilfreich ab, wobei am Ende die verständliche Einladung an eine Gruppe Jüngerer zur Fortsetzung steht, in welcher der Verfasser als Gast nach Kräften mittäte.
Innsbruck Gerhard Köbler