Kohlmann, Patrick,
Günter Kohlmann - ein Juristenleben. Otto Schmidt, Köln 2013. 190 S. Besprochen
von Gerhard Köbler.
Ein Jahr nach dem Tode Günter Kohlmanns am 31. Oktober
2005 entschlossen sich seine Söhne, das Leben ihres Vaters nachzuzeichnen. Wie
der Verfasser am Ende lakonisch darlegt, erwies sich dies als schwierig. Im
Nachlass fanden sich nur Telefonlisten, eine kleine juristische Bibliothek und
einige Familienfotos, in eigener Sache war der Vater nie aufgetreten und
Strafverteidiger unterliegen der Schweigepflicht.
Gleichwohl gelang dem Verfasser ein eindrucksvolles Bild
seines Vaters, dessen phänotypische Entwicklung durch eine Reihe von Fotos
veranschaulicht wird. Es beginnt mit dem Sturm einer Kampfgruppe Jura auf einen
Hörsaal der Universität Frankfurt am Main, während dessen der junge
Strafrechtsprofessor von dem Wasserstrahl eines auf ihn gerichteten
Feuerwehrschlauchs getroffen wurde. Trotz fehlender Möglichkeit einer Gegenwehr
blieb die eigene Überzeugung unverrückbar im Vordergrund des langen
vielseitigen Handelns des Opfers, dessen Leben vor allem von der Öffentlichkeit
in Hörsälen und Gerichten bestimmt war.
Der Verfasser gliedert den trotz subjektiver Einbindung
möglichst objektiv geschilderten Lebenslauf des in Hindenburg in Schlesien
unmittelbar nahe der Grenze zu Polen als Sohn eines Finanzbeamten Geborenen in
zehn eindrucksvolle Kapitel. Dabei folgen einander die Kindheit mit
Kinderlähmung in Oberschlesien, die sich an die Flucht nach Gera anschließende
Jugend im geteilten Deutschland, die dem Wechsel in den Westen folgende
juristische Ausbildung in Köln mit Promotion bei Wilhelm Wertenbruch und
Habilitation bei Ulrich Klug und die erfolgreiche Tätigkeit als Professor und
Verteidiger, aus der vor allem die Fälle Norbert Arden, Jochem Erlemann,
Walther Leisler Kiep und Johannes Zwick herausragen und deswegen detailliert
dargestellt werden. In einem Nachruf auf einen „Paradiesvogel unter den großen
Anwälten“ werden wissenschaftliche Akribie, Blick für das Wesentliche,
intuitives Gespür für verborgene neuralgische Punkte, Durchsetzungswille und
Mut Kohlmanns während seiner langen Tätigkeit als erfolgreicher Forscher
(Schriftenverzeichnis S. 179-190), Lehrer und Strafverteidiger überzeugend
hervorgehoben.
Innsbruck Gerhard Köbler