Kennedy, Paul, Die Casablanca-Strategie. Wie die Alliierten den zweiten Weltkrieg gewannen. Januar 1943 bis Juni 1944, aus dem Englischen von Richter, Martin. Beck, München 2012. 448 S., 35 Abb., 9 Kart. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Wer einen Krieg beginnt, wird den Sieg für möglich halten. Bleibt er aus, wird der Angreifer, wenn er dazu noch die Gelegenheit hat, nach den Gründen forschen, jedenfalls wird die Geschichtswissenschaft mit großer Wahrscheinlichkeit dies auf der Suche nach der Wahrheit tun. Für den bisher umfassendsten aller menschlichen Kriege hat dies der britische, in Connecticut lebende Historiker und Politikwissenschaftler in einem unter dem Titel Engineers of victory bei Penguin Books im Januar 2013 erschienenen Werk unternommen, dessen deutsche Übersetzung  bereits dem Jahr 2012 zugeordnet ist.

 

Der in Wallsend in Northumberland 1945 geborene Verfasser promovierte nach dem Erwerb eines Bachelor in Geschichte in Newcastle im Jahre 1970 an der University of Oxford in Philosophie. Nach Tätigkeiten an der University of East Anglia, der London School of Economics und in Bonn wurde er 1983 für Geschichte an die Universität Yale berufen. 19ß7/1988 wurde er mit einer in mehr als 20 Sprachen übersetzten Untersuchung über The Rise and Fall of the Great Powers, nach der eine Überdehnung der Macht zum Niedergang führt, allgemein bekannt. Seine damalige Warnung vor einem Rüstungswettlauf zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion wegen des möglichen Zerfalls beider Weltmächte hat sich freilich inzwischen nur teilweise bewahrheitet.

 

Das vorliegende neueste seiner bisher 15 Bücher gliedert sich nach einer kurzen Einleitung in die fünf fragenden Kapitel Wie schickt man Geleitzüge sicher über den Atlantik, wie erringt man die Luftherrschaft, wie stoppt man einen Blitzkrieg, wie erobert man eine feindliche Küste und wie überwindet man die Tyrannei der Distanz im Pazifik. Die Antworten hierauf suchten Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill in Casablanca zwischen dem 14. und 26. Januar 1943, als mit der Schlacht um Stalingrad die Niederlage der Achsenmächte bereits begann. Auf dieser Grundlage zeichnet der Verfasser die Entwicklung der Problemlösungen und Problemlöser in der mittleren Phase des zweiten Weltkriegs an Hand der verfügbaren Quellen sorgfältig und eigenständig nach, wobei wohl die Umsetzung auch der besten Strategie schwer gefallen wäre, wenn nicht überlegene Mittel zu ihrer Verwirklichung zur Verfügung gestanden hätten, denen die Achsenmächte mit fortschreitender Zeit nichts Gleichwertiges mehr gegenüberstellen konnten.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler