Jouannet, Emmanuelle, The Liberal-Welfarist Law of Nations. A History of International Law, übersetzt v. Sutcliffe, Christopher. Cambridge University Press, Cambridge 2012. VIII, 318 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Mit der Verdichtung der menschlichen Zivilisation in nahezu allen Bereichen rücken die Völker immer näher zu einander. Dies hat eine erhöhte Bedeutung der zwischen ihnen und bei ihnen geltenden Grundsätze und Regeln zur Folge. Dementsprechend hat sich auch die Entwicklung des Völkerrechts im Laufe der Geschichte erheblich beschleunigt.

 

Die 1962 geborene Verfasserin ist Professorin der École de droit de la Sorbonne. Sie ist nach Studien der Rechtswissenschaft und der politischen Philosophie in Paris durch verschiedene Arbeiten auf den Bereichen der Menschenrechte, der Rechtsgeschichte und der Rechtsphilosophie hervorgetreten, zu denen etwa die 1998 veröffentlichte Studie über Emer de Vattel et l’émergence doctrinale du droit international classique gehört. Ihr 2011 erschienenes Werk über le droit international libéral-providence - une histoire du droit international hat sogar die Aufmerksamkeit der anglophonen Welt erregt.

 

Gegliedert ist es insgesamt in drei Teile. Sie betreffen das moderne Völkerrecht, das die Verfasserin auf die Grundsätze der Freiheit, Gleichheit und Sicherheit gründet, das klassische internationale Recht, das die Verfasserin mit Vattel zu verbinden weiß, und das gegenwärtige internationale Recht, in dem die allgemeine Wohlfahrt besondere Bedeutung hat. Im Ergebnis sieht sie ansprechend das internationale Recht aber weder als ganz wohlfahrtsstaatlich noch als ganz freiheitlich an, sondern betont als seine vorzügliche Stärke seine Verbindung beider Zielsetzungen, ohne dass sich damit für alle Zeiten sicher sagen lässt, welche Aussichten und Gefahren damit im Ergebnis verknüpft sein werden.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler