Isenmann, Eberhard,
Die deutsche Stadt im Mittelalter 1150-1550. Stadtgestalt, Recht, Verfassung,
Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft. Neuauflage. Böhlau, Wien 2012.
1129 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Auf dem Weg des Menschen zu seiner Gegenwart ist der Schritt zu einem dauerhaften Halt einer der wichtigsten in seiner gesamten Entwicklung. Nur eine logische Folge hiervon ist die Sicherung gegen Feinde durch Mauern und der damit geschützten „Statt“, deren Grund für die Berechtigten so kostbar wird, dass sich Ackerbau und Viehzucht dort nicht mehr lohnen und nach und nach durch Handel, Gewerbe und geistige Dienstleistung ersetzt werden. Ob dabei die Stadt im deutschen Mittelalter von 1150 bis 1550 gewährt hat oder nicht eher von 1000 bis 1500, wird man dabei durchaus diskutieren, aber aus der Vorgeschichte des vorliegenden Werkes auch durchaus verstehen können.
Der in Ulm 1944 geborene, 2010 außer Dienst getretene Verfasser des gewichtigen, als grundlegend, fundiert, aktuell und unverzichtbar bezeichneten Überblicksbands, der unmittelbar nach seinem Erscheinen das Interesse eines festen Rezensenten erweckte, dessen Anzeige aber in Ermangelung eines Rezensionsexemplars dem Herausgeber verbleiben musste, wurde nach dem Studium von Anglistik, Germanistik, Geschichte, Politikwissenschaft, Philosophie und Pädagogik und Verwaltung einer wissenschaftlichen Assistentenstelle 1975 in Tübingen mit einer Dissertation über die Reichsregierung unter Kaiser Friedrich III. in den Jahren 1452-1486 promoviert und 1983 auf Grund einer Schrift über kaiserliche Obrigkeit und ständischer Untertanenverband - Untersuchungen zu Reichsdienst und Reichspolitik der Stände und Städte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts für mittlere und neuere Geschichte habilitiert. 1992 erhielt er einen Ruf nach Essen, 1992 eine Berufung nach Bochum, von wo er 1999 nach Köln wechselte.
Über diese besondere Qualifikation für Kaiser und Reich griff er 1988 mit einer bei Ulmer erschienenen Darstellung über die deutsche Stadt im Spätmittelalter (1250-1500) aus und nahm Stadtgestalt, Recht, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft und Wirtschaft auf 442 Seiten vertieft in den Blick. Dem folgt nun an anderer Stelle eine erheblich erweiterte, nach dem Vorbild von Lexika zweispaltig gesetzte Neufassung, welche die Stadt im Hinblick auf Regierung, Gesetzgebung und Verwaltung als einen ersten deutschen „Staat“ versteht. Sie bietet nach einer kurzen Einleitung einen Überblick über die Stadt und ihre Bewohner, Stadtbürger, Stadtrecht und Stadtverfassung, die verschiedenen Arten der deutschen Städte und ihre Bünde, Rat und Gemeinde, Kirche, Umland, Sozialstruktur, Sozialformen und Wirtschaftsformen. Umfangreiche Angaben zu Quellen und Literatur sowie ein Sachregister und ein Ortsregister runden das mit Ansichten Lübecks, Kölns und Nürnbergs verzierte Gesamtwerk hilfreich ab.
Innsbruck Gerhard Köbler