Impekoven, Holger, Die Alexander von Humboldt-Stiftung und das Ausländerstudium in Deutschland 1925-1945 (= Von der lautlosen Propaganda zur Ausbildung der geistigen Wehr. Internationale Beziehungen. Theorie und Geschichte 9). V & R unipress, Göttingen 2011. 524 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der jüngere, in Berlin 1769 geborene und 1859 verstorbene Bruder Wilhelm von Humboldts schuf auf Grund seiner Reisen nach Amerika und Asien einen neuen Stand des Wissens von der Welt. Dementsprechend wurde bereits kurz nach dem Tode des als zweiter Kolumbus gepriesenen Forschers in Berlin von Gustav Magnus eine nach Humboldt benannte Stiftung gegründet, die Forschungsreisen deutscher Wissenschaftler in das Ausland unterstützte, aber ihr gesamtes Kapital in der Inflation nach 1923 verlor. Nachdem auch die 1925 auf Betreiben des auswärtigen Amtes des Deutschen Reiches neu gegründete, nunmehr ausländische Wissenschaftler während eines Aufenthalts in Deutschland fördernde Stiftung 1945 aus kriegsbedingten Gründen ihre Tätigkeit einstellen musste, wurde die Stiftung am ersten April 1953 zum dritten Mal ins Leben gerufen.
Mit der zweiten Stiftung befasst sich die gewichtige, von Klaus Hildebrand und nach dessen schwerer Erkrankung von Joachim Scholtyseck betreute, im Jahre 2010 von der philosophischen Fakultät der Universität Bonn angenommene Dissertation des Verfassers, der zunächst ein Projekt zur Materialexploration am Lehrstuhl unter Finanzierung durch den Stifterverband für die deutsche Wissenschaft ausgeführt hatte. Das vorliegende Buch ist eine leicht überarbeitete Fassung der Untersuchung des in Geschichte und Germanistik in Bonn und Oxford ausgebildeten, seit 2011 als Forschungsdezernent der Universität Bonn tätigen Verfassers. Sie gliedert sich nach einer Einleitung vor allem in drei chronologische Kapitel über die Anfänge, die unter die Frage business as usual gestellten Jahre von 1933 bis 1938 und die Ausbildung der geistigen Wehr des neuen Europas während der letzten Jahre.
Insgesamt kann der Verfasser überzeugend belegen, dass die Stiftung im weltweiten Ringen um geistige Führung und wirtschaftlichen Erfolg von Anfang an ausländische Studierende als Multiplikatoren für Deutschland gewinnen wollte. Dem wurde unter Adolf Hitler gefolgt, wenngleich die politische Zielsetzung in Richtung auf Kollaboration und Rassenauslese akzentuiert wurde. Insgesamt wurden dabei mindestens 3000 ausländische, meist in Berlin und München tätige Stipendiaten ermittelt, von denen aber bisher nur etwas mehr als die Hälfte namentlich bekannt ist, weshalb der Verfasser am Ende ansprechend ein größer angelegtes Forschungsprojekt zur Vertiefung seiner interessanten Ergebnisse anregt.
Innsbruck Gerhard Köbler.