Haberlah-Pohl; Annett, Münchberg. Der Altlandkreis (Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken Reihe I, Band 39), München 2011. LXX, 534 S., 3 Skizzen, 6 Abb., 2 Kartenbeilagen. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Da der Mensch unentrinnbar in die Geschichte eingebunden ist, ist auch ein historischer Atlas eine wissenschaftsgeschichtliche Notwendigkeit. Die Grundlage für einen besonderen historischen Atlas von Bayern wurde bereits 1906 durch Gründung eines eigenen Vereins zur Herausgabe gelegt, an dessen Stelle 1948 nach seiner Auflösung die ihn seit 1927 unterstützende Kommission für bayerische Landesgeschichte trat. Die auf bis um 1800 gültige ältere Landgerichtsbezirke bzw. auf bis 1972 bestehende Landkreise ausgerichtete Gliederung der Reihe 1 der Veröffentlichungen war (2010) für mindestens 112 Einheiten (61 in Altbayern, 34 in Franken, 17 in Schwaben) bereits verwirklicht und befindet sich für noch höchstens 35 Einheiten bis zu einem geplanten Abschluss im Jahre 2030 in der Entstehung.

 

Münchberg ist mit fast 11000 Einwohnern die größte Stadt des jetzigen Landkreises Hof. Der vorliegende, den Altlandkreis Münchberg betreffende Band ist nach seinem Vorwort weitgehend identisch mit der von Wolfgang Wüst betreuten, im Sommer 2008 von der philosophischen Fakultät und (dem) Fachbereich Theologie der Universität Erlangen-Nürnberg angenommenen Dissertation der Verfasserin, auf welche die Kommission für bayerische Landesgeschichte im Vorübergehen kurz aufmerksam machte. 2009 fügte die Verfasserin einen dritten Teil über die Behördengliederung bis zum Ende des 20. Jahrhunderts an.

 

Im ersten Teil ihrer sorgfältigen Untersuchung behandelt die Verfasserin die Herrschaftskräfte und Herrschaftsformen vom Spätmittelalter bis zum Ende des alten Reiches, wobei als Herrschaftsträger der Bischof von Würzburg, das Hochstift Bamberg, die Klöster Sparneck, Himmelkron, Langheim, Waldsassen, Hof und Speinshart, die Markgrafen von Schweinfurt, die Walpoten, die Stein-Schorgast, die Andechs-Meranier, die Grafen von Orlamünde, die von Schaumberg, die Vögte von Weida, Gera und Plauen, die Burggrafen von Nürnberg sowie verschiedene Ministerialgeschlechter und Ritterfamilien hervortreten und die Verfasserin dem Hochstift Bamberg, den Burggrafen von Nürnberg, den Rittergütern und den Städten und Märkten (Münchberg, Mussen, Helmbrechts, Gefrees, Stammbach, Sparneck und Zell) besondere Aufmerksamkeit widmet. Insgesamt bietet der im zweiten Teil die herrschaftliche Struktur um 1792 (Schlüsselbegriffe Hochgerichtsbarkeit, Vogtei, Dorfherrschaft, Gemeindeherrschaft, Steuerhoheit, Pfarreizugehörigkeit, Lehengrundherrschaft, die Ämterstatistik und die Ortsstatistik) und im dritten Teil den Übergang an Bayern behandelnde, durch ein Register von Abenberg bis Zimmermühle aufgeschlossene Band einen wichtigen und wertvollen Baustein auf dem Wege zu einem vollständigen historischen Atlas von Bayern, für den der Autorin sehr zu danken ist.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler