Großmann, G. Ulrich, Die Welt der Burgen. Geschichte, Architektur, Kultur. Beck, München 2013. 304 S., 108 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Auf seinem langen Weg zur Gegenwart tat der Mensch einen großen Schritt, als er an einem Ort sesshaft wurde und einen mindestens ebenso großen Schritt, als er seine ungeschützte Niederlassung zur festen Burg wandelte. Für Mitteleuropa fällt diese Stufe für jedermann sichtbar mit dem Mittelalter zusammen, so dass die Burg mit dem sie bewohnenden Ritter zum Symbol für die hellen Seiten des Mittelalters geworden ist. Von zahlreichen Höhen laden die zahlreich erhaltenen Burgen noch heute anschaulich in diese längst vergangene Zeit ein.

 

Der in Marburg 1953 geborene, in Würzburg und in seiner Heimatstadt in Kunstgeschichte, europäischer Ethnologie und christlicher Archäologie ausgebildete Georg Ulrich Großmann wurde in Marburg 1979 mit einer Dissertation über den Schlossbau 1530-1630 in Hessen promoviert. Seit 1980 am westfälischen Freilichtmuseum als Bauhistoriker tätig, wurde er 1986 Gründungsdirektor des Weserrenaissance-Museums in Lemgo und 1994 Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Seine 1994 im Fachbereich Architektur der Universität Hannover angenommene Habilitationsschrift verband Schloss und Burg zu einer allgemeinen Einführung in die historische Bauforschung.

 

Auf dieser vorzüglichen Grundlage stellt das mit zahlreichen Abbildungen von dem künftigen deutschen Burgenmuseum (Heldburg) bis zu einem farbigen Baualtersplan der Burg Rauhenstein bei Baden in Niederösterreich versehene, sich als Einführung verstehende Werk den gegenwärtigen Wissensstand über die Burg einprägsam in 8 Abschnitten dar. Erfasst werden dabei, eingegrenzt etwa von Feddersen Wierde, Morges, Avio, Gaiselberg und Krösinsee, die Burg (Burg, Schloss, Veste), ihre Aufgaben, ihre Teile, ihre Bedeutung in Mittelalter und Neuzeit, (kurz) ihr Mythos und die Geschichte der sie betreffenden Forschung. Anmerkungen, Literaturhinweise und ein Register der Burgen von Aachen bis Zilly runden das derzeitige Bild der Burg, das sich nach Ansicht des Verfassers mit fortschreitender Forschung noch erheblich wandeln und differenzieren wird, benutzerfreundlich ab.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler