Folter vor Gericht, hg. v. Altenhain, Karsten/Kruse, Johannes/Hagemaier, Ina/Hofmann, Mareike. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012. 176 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Folter vor Gericht ist ein offener Buchtitel. Nach dem Vorwort der Herausgeber geht es im vorliegenden Werk aber nicht um Folter und Gericht schlechthin, sondern um ein ganz bestimmtes Problem. Steht die Folter vor Gericht, so bedeutet dies an dieser Stelle, dass ein Asylsuchender im Verlauf eines verwaltungsgerichtlichen Verfahrens davon berichtet, Folter in seinem Heimatland erlitten zu haben oder davon bedroht zu sein.

 

Dementsprechend fasst der schmale Sammelband nicht allgemein Erkenntnisse zur (Geschichte der) Folter zusammen, sondern hält die Ergebnisse einer interdisziplinären Tagung fest, die im Rahmen des von der Volkswagenstiftung geförderten Forschungsprojekts „Die Wiederkehr der Folter? Interdisziplinäre Studien über eine extreme Form der Gewalt, ihre mediale Darstellung und ihre Ächtung“ von der juristischen Fakultät der Universität Düsseldorf in Zusammenarbeit mit der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Gießen in Düsseldorf am 17. und 18. Juni 2011 ausgerichtet wurde. Insgesamt handelt es sich dabei um acht Beiträge.

 

Sie betreffen die Themenbereiche Folter und Folterfolgen, Asylverfahren, Begutachtung, Glaubhaftigkeitsbeurteilung und Kommunikation. Damit sollen vor allem die Möglichkeiten und Grenzen der an Asylverfahren Beteiligten ausgelotet und neue Denkansätze gegeben werden. Da Folter nicht ohne Folgen bleibt, geht es nicht in erster Linie darum, Folter normativ auszuschließen, sondern vor allem darum, einen menschlichen Umgang mit Opfern unmenschlichen Verhaltens in Asylverfahren zu finden, wofür die Referate der Autoren aus Frankfurt an der Oder, Düsseldorf, Gießen, Aachen, Marburg, Frankfurt am Main, Mannheim und Tübingen vielfältige Ansätze liefern.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler