Engels, Odilo,
Die Staufer (= Urban Taschenbuch 154), 9. Aufl. Kohlhammer, Stuttgart 2010. 255
S. Besprochen von Gudrun Pischke.
Diese Staufer-Monographie, deren erste
Auflage 1972 erschien, ist nach dem Vorwort ein unveränderter Nachdruck der 8.
Ausgabe (S. 7) aus dem Jahr 1998, nachdem 1994 mit der 6. Auflage eine
„gründlichere Überarbeitung des Textes“ vorgelegt worden ist, und zwar „ohne
die bisherige Grundlinie zu verändern“, wie es dem hier wieder abgedruckten
Vorwort zur 6. Auflage zu entnehmen ist (S. 7). Für die drei Jahre später
herausgebrachte 7. Auflage wurde der Text, wie der Autor dort im Vorwort
verlauten lässt, „nicht schon wieder überarbeitet“, „obwohl seit der 6. Auflage
dank einiger Jubiläen (Friedrich II., Heinrich VI., Heinrich der Löwe)
zahlreiche Publikationen zu den Staufern erschienen sind“. Neue Forschungen
seit 1994 sind mit Literaturnachträgen aufgefangen; in der 9. Auflage umfassen
sie – zusätzlich zu den bis dahin 23 Seiten Literaturangaben – für die Zeit von
1994 bis 2010 knapp neun Seiten (S. 226-235); aufgeführt sind jetzt auch
Editionen neuer „Quellen, Regesten, Hilfsmittel“ sowie der „Monumenta Germaniae
Historica“ (S. 234f.), darunter auch der bereits 1994 publizierte Band der
Regesten des Kaiserreichs unter Lothar III. 1125 (1075)-1137, der auch die
Regesten zum Gegenkönigtum des Staufers und Lothar-Nachfolgers Konrad III.
enthält.
Die Staufer sind, wie es die
Stammtafel (S. 252-255) ausweist, mit legitimen und illegitimen Angehörigen von
1030 bis ins 14. Jahrhundert zu verfolgen: als Herzöge von Schwaben
(1079-1268), als römisch-deutsche (Gegen-)Könige
(1127-1135/1138-1208/1212/15-1254) sowie als Kaiser (1155-1190, 1191-1197,
1220-1250) und dazu als König von Sizilien (1198-1212/1220-1254, 1258-1266) und
als König von Jerusalem (1225-1250). Diesen ihren Werdegang und schließlich
Niedergang beschreibt Engels in 14 Kapiteln: beginnend mit den ersten zu
Herzögen aufgestiegenen Staufern (1.) und deren durch die Heirat mit der
Kaisertochter erworbenem salischem Erbe (2.), das allerdings nicht den
Königsthron einschloss; es wird fortgesetzt mit dem – in der Literatur
unvermeidlichen – staufisch-welfischen Gegensatz (3.) und der Wegbereitung
(4.), besonders durch die Umgestaltung der Reichskanzlei zu einer Art obersten
Verwaltungsbehörde (S. 47/48) und den Ausbau eines Netzes von Herrschaftsinseln
zur Präsenz der Königsmacht (S. 51) durch Konrad III. hin zum Programmatischen
Auftakt? (5.) unter Friedrich I. Barbarossa, in dessen fast 40jähriger
Regierungszeit es vorrangig um das Verhältnis von Sacerdotium und Imperium (6.)
und die Reichsverwaltung in Italien (7.) ging und dem auch daraus
resultierenden Wandel der Reichsverfassung (8.); Engels folgt Barbarossa und
seinem Nachfolger auf dem Weg zur Weltmonarchie (9.), der über Kreuzzüge und
das Königreich Sizilien, um das Heinrich VI. fünf Jahre kämpfen musste (S.
128-134), führte, und zeigt, wie sich nach Heinrichs VI. Tod und dem Kampf um
das Thronerbe (10.) mit dem „chint von Pulle“ (11.) der staufische Schwerpunkt
nach Süditalien verlagerte, ohne dass mit dem glücklosen Kaisersohn (12.) das
deutsche Königreich gänzlich aus den Augen verloren wird, und wie dann mit dem
Staatenschöpfer, Kreuzfahrer und vergöttlichten Kaiser (13.) dem staufischen
Höhepunkt zugestrebt wird, und dass die letzten Staufer (14.) in den wenigen
ihnen verbliebenen Jahren gegen vielerlei Widerstände daran nicht mehr
anschließen konnten. Mit den Staufern in der Geschichte (15.) verfolgt Engels
die Geschichtsschreibung und hier auch im Zusammenhang mit der Kyffhäusersage, nach
der Friedrich Barbarossa, dort im Berg auf seine Rückkehr wartet, obwohl
ursprünglich Friedrich II. in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit dem
Kyffhäuser in Verbindung gebracht worden ist.
Die neuen Forschungen, die im Vorwort
angedeutet werden, erfordern statt eines weiteren Nachdruck in einer weiteren
Auflage wenigstens eine inhaltliche Überarbeitung, wenn nicht eine gänzliche
Neukonzeption. Dabei sollte auch endlich bei der Zubenennung Lothars III. als
von Süpplingenburg den Quellen und nicht den Historikern des 19. Jahrhunderts
mit dem von ihnen kreierten Suplinburg als von Supplinburg (S. 19 u. ö.) der
Vorrang gegeben werden, wie es Hermann Kleinau im Geschichtlichen
Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, 1967-1968, gefordert und Wolfgang
Petke im ersten Regest zu Lothar III. 1994 wieder aufgenommen hat.
Bovenden Gudrun
Pischke