Die Juden in Schwaben, hg. v. Brenner, Michael/Ullmann, Sabine (= Studien zur jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern 6). Oldenbourg, München 2013. 311 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Weiden 1964 als Sohn zweier Überlebender von Adolf Hitlers Endlösung geborene, in Bayern aufgewachsene, an der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg, der hebräischen Universität Jerusalem und der Columbia University in New York ausgebildete, an der Columbia University mit einer Dissertation über jüdische Kultur in der Weimarer Republik promovierte, nach Tätigkeiten als Assistant Professor in Bloomington/Indiana und Walham/Massachusetts 1997 nach München auf den neu errichteten Lehrstuhl für jüdische Geschichte und Kultur berrufene Verfasser schilderte bereits 1983 den jüdischen Alltag im Nationalsozialismus am Beispiel Weidens. Seitdem hat er zahlreiche Forschungen zur Geschichte der Juden in Deutschland vorgelegt. Seit 2008 erscheinen, von ihm und Andreas Heusler herausgegeben, eigene Studien zur jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern.

 

Sie begannen mit einer Magisterarbeit Andrea Sinns über Exil und Rückkehr des Münchner Juden Hans Lamm. Seitdem sind neben einigen anderen Werken zwei Sammelbände über die Juden in der Oberpfalz (2009) und die Juden in Franken (2012) erschienen. Ihnen folgt nach einer früheren Vorankündigung im Jahre 2011 nunmehr der vorliegende sechste Band über Schwaben.

 

Er enthält nach einem Vorwort der Herausgeber und einer orientierenden Einleitung Sabine Ullmanns 13 Vorträge des Jahres 2009 in Augsburg, eine Auswahlbibliographie, ein Personenregister, ein Ortsregister und ein Mitarbeiterverzeichnis (Michael Brenner, Alfred Haverkamp, Barbara Hutzelmann, Christian Jörg, Rolf Kießling, Stefan Lang, Gregor Maier, Johannes Mordstein, Claudia Ried, Benigna Schönhagen, Christian Scholl, Martina Steber, Sabine Ullmann, Andreas Wirsching). Untersucht werden die Kammerknechtschaft der Juden diesseits und jenseits der Alpen im späten Mittelalter, die wirtschaftlichen Tätigkeitsfelder der Augsburger Juden zwischen 1276 und 1348 (Händler, Ärzte, Bauarbeiter), die Kennzeichnung und Ausweisung der Augsburger Juden in Zusammenhang mit dem Basler Konzil, die Ulmer Juden, die Perspektiven jüdischen Lebens in Schwaben in der frühen Neuzeit, die Legislationspraxis in Oettingen zwischen 1637 und 1806, die Auswirkungen des Judenedikts Bayerns von 1813, die jüdischen Gemeinden in Schwaben an der Schwelle zur Moderne, die jüdische Geschichte zwischen 1918 und 1933, die zweite jüdische Gemeinde Augsburgs (1861-1943), jüdische Friedhöfe in Schwaben zwischen 1933 und 1945, die Vernichtung durch Arbeit in Landsberg am Lech und jüdisches Leben in Bayerisch-Schwaben nach 1945. Möge auf dieser vielfältigen Grundlage die Erreichung der dabei angesprochenen weiteren Forschungsziele rasch und gut gelingen.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler