Brett, Michael, Approaching African History. James Currey, Woodbridge/Suffolk 2013. XI, 356 S., Ill. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Nach dem bisherigen Stand des Wissens ist die Geschichte der Menschheit von der klimatisch begünstigten Mitte Afrikas ausgegangen, von der aus wagemutige Wanderer sich in den Süden und mit größerem Erfolg in den Norden begeben haben. Höhere Fähigkeiten zur Verbesserung der Lebensbedingungen wurden dabei vor allem unter klimatisch schwierigeren Umständen erzielt. Eine politische Einigung des riesigen Kontinents unterhalb einer losen modernen Staatenorganisation wurde dementsprechend niemals erreicht.

 

Gleichwohl ist eine zusammenfassende Geschichte Afrikas eine wissenschaftliche Herausforderung, die in den Zeiten der Globalisierung und der sich formierenden Globalgeschichte durchaus Aufmerksamkeit und auch wissenschaftlichen Gewinn verspricht. Ihr hat sich im vorliegenden Werk der etwa 1973 durch eine Untersuchung über das nördliche Afrika mit den Anforderungen des Islam einerseits und der Modernisierung andererseits hervorgetretene, am Zentrum für afrikanische Studien in London als Emeritus wirkende Verfasser mutig gestellt. Er gliedert sein interessantes Werk ansprechend in insgesamt fünf Teile.

 

Dabei beginnt er mit der Frage einer Geschichte Afrikas als solcher, schildert dann die Entstehung der afrikanischen Gesellschaft aus archäologischer und ethnographischer Sicht, bindet Afrika in die es umgebende Welt ein, verfolgt die Zusammenfassung Afrikas zu einer Einheit durch die Europäer seit der neuzeitlichen Kolonialisierung und wendet sich abschließend der Entstehung einer eigenen Geschichte Afrikas zu. Sein Ziel ist die Beschreibung des allmählichen Werdens einer Idee Afrika gegen Ende einer zehntausendjährigen, wegen der schwierigen Überlieferungslage anfangs kaum und später immer besser fassbaren Geschichte. Deutschsprachige Literatur wie auch insgesamt die Deutschen spielen bei dieser eindrucksvoll geschriebenen, durch 19 Karten von den geographischen, archäologischen und philologischen Grundlagen bis zu dem politischen Zustand der Gegenwart klar veranschaulichten Weg erwartungsgemäß keine besondere Rolle.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler