Alltag, Herrschaft, Gesellschaft und Gericht im Spiegel
der spätmittelalterlichen Ingelheimer Haderbücher. Ein Begleitband zum
Editionsprojekt „Ingelheimer Haderbücher“, hg. v. Marzi, Werner/Schäfer,
Regina im Auftrag der Stadt Ingelheim am Rhein. Rheinhessische
Druckwerkstätte Alzey, Ingelheim am Rhein 2012. 236 S. Besprochen von Gerhard
Köbler.
Ingelheim am mittleren Rhein war Sitz eines vielleicht
aus einem ehemaligen Reichsvogteigericht hervorgegangenen Oberhofs, dessen
erhaltene Aufzeichnungen mehr als 3000 Urteile zwischen 1398 und 1464
überliefern. Hugo Loersch hat sie 1885 allgemeiner bekannt gemacht und Adalbert
Erler hat sie seit 1952 ediert. Vor allem Erlers Schüler haben diese wertvolle
Quelle in zahlreichen Studien auch inhaltlich in vielfachen Hinsichten
bearbeitet.
Lange Zeit weniger beachtet blieben demgegenüber die Ingelheimer Haderbücher. Seit 2011 sollen aber auch sie vor allem unter der Leitung Werner Marzis der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Er fungiert als Oberstudiendirektor außer Dienst seit 2001 als freier Mitarbeiter des Instituts für geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz.
Der Unterstützung dieses gewichtigen, längerfristig angelegten Vorhabens soll der vorliegende wissenschaftliche Begleitband dienen, in dem Historiker aus Mainz, Frankfurt am Main und Köln die zugehörige spätmittelalterliche Lebenswelt erschließen wollen. Vereint sind darin zehn Untersuchungen siebener Bearbeiter. Sie betreffen etwa die pfälzische Pfandherrschaft im Ingelheimer Reichsland, Ingelheim zwischen Dorf und Stadt, das soziale Gefüge in Oberingelheim, die Funktion des Gerichts, Rechtsbräuche, Unschuldseide, Fallbeispiele, die Weinwirtschafts- und -sozialgeschichte, die Sprache (Schreibsprache Peter Olms) und die Flurnamen und Straßennamen (etwa von Bellentale bis Winheymer Weg). Ein Register hätte die vielfältigen dabei gewonnenen Einzeleinsichten der Allgemeinheit noch besser aufschließen können.
Innsbruck Gerhard Köbler