Allmayer-Beck, Johann Christoph, „Herr Oberleitnant, det lohnt doch nicht!“ Kriegserinnerungen an die Jahre 1938 bis 1945, hg. v. Schmidl, Erwin A., Böhlau, Wien 2013. 559 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Baden bei Wien kurz vor dem Ende des ersten Weltkriegs am 19. 8. 1918 als Sohn des adoptierten Neffen des früheren österreichischen Ministerpräsidenten Max Wladimir von Beck geborene Verfasser trat zum 1. September als Einjährig-Freiwlliger in das niederösterreichische leichte Artillerieregiment Nr. 1 (Wien) ein und besuchte im Anschluss hieran die theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt. Wenige Monate nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde er nach Mohrungen in Ostpreußen versetzt und nahm als Regimentsadjutant und Batteriechef am Polenfeldzug, Westfeldzug und Russlandfeldzug Teil. Im Mai 1945 wurde er im Rahmen einer zur Generalstabsausbildung gehörigen Waffenschulreise bei Berchtesgaden von amerikanischen Soldaten gefangen genommen.

 

Herr Oberleitnant, det lohnt doch nicht mehr! diese Antwort eines ostpreußischen Bewachers, als ihn der Verfasser am 24. Oktober 1941 zur Rede stellte, weil ein kleiner gefangener am Bauch schwerverwundeter Soldat der Sowjetunion nicht ärztlich versorgt wurde, wurde für den Autor (früh) zum Symbol der Sinnlosigkeit des Einsatzes im Kriege überhaupt, obwohl er sich gleich danach der Einrichtung eines Gefechtsstands widmete. Dementsprechend studierte er nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft ab Herbst 1945 in Innsbruck und Wien Geschichte, wurde nach der Promotion 1950 Archivar im Kriegsarchiv in Wien, 1961 Leiter der militärwissenschaftlichen Abteilung des Verteidigungsministeriums Österreich und von 1965 bis zur Pensionierung 1983 Direktor des heeresgeschichtlichen Museums in Wien. Seine dortigen übergeordneten Ziele waren der Wandel von der bloßen Ausstellung zur wissenschaftlichen Bearbeitung und die Schaffung eines musealen Gesamtkunstwerks.

 

Seine vorliegenden eindrucksvollen, auf besseres Verständnis zielenden, sehr persönlichen Kriegserinnerungen beruhen außer auf unvergessenen Eindrücken und Erlebnissen auf seinerzeit geschriebenen Tagebüchern und Briefen. Gegliedert sind sie in 29 Abschnitte von Warum eigentlich? über Stationen in Mohrungen, Polen, im ruhigen Westen, Frankreich, Baltikum, Russland, Nowgorod, Miagry, Pogostje, an der Tigoda, an der Newa, Wodosje bis zur Endstation. Am Schluss sieht der Verfasser sich durch eine höhere Fügung davor bewahrt, schuldig zu werden, obwohl er sich heute darüber im Klaren ist, dass er und seine Kameraden ungewollt und unwissend unter der falschen Fahne Adolf Hitlers fochten und wohl Kriege insgesamt eher zu vielfältigem menschlichem Unglück als zum allgemeinen Wohle führen.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler