Zabel, Benno, Rechtsgewährleistung. Zu Genese, Wandel und Bedeutung eines Paradigmas. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2012. 244 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der in Görlitz geborene Verfasser legte nach Ausweis seiner Kurzvita nach dem Studien der Rechtswissenschaft, Philosophie und Komparatistik 1998 ein Staatsexeamen (!), 2001 das Baccalaureat und 2007 die Promotion ab. Er ist als akademischer Rat an der Universität Leipzig am Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie (Michael Kahlo) tätig. Literarisch ist er durch eine Leipziger Dissertationsschrift des Jahres 2005 hervorgetreten, die Schuldtypisierung als Begriffsanalyse behandelt und dabei Tiefenstrukturen moderner Praxisformen und deren strafrechtliche Transformation erörtert.
Das vorliegende Werk geht davon aus, dass der moderne Staat zum Spekulationsobjekt geworden ist. Dementsprechend gibt es nach Ansicht des Verfassers nicht nur ein einziges Narrativ des Staates, sondern eine Reihe sich häufig diametral gegenüberstehender Fortschritts-, Verlust- und Verfallsgeschichten. Sie sind vor allem durch eine monoperspektivistische Betrachtungsweise geprägt und reproduzieren ein Zerrbild.
Die eigene Untersuchung gliedert der Verfasser übersichtlich in drei Kapitel. Sie betreffen ausführlicher Formen des Rechtes und Narrative des Wissens über Dispositive der Konfliktkontrolle und Formierungstendenzen der neuzeitlich-modernen Ordnung, kürzer das Normalitätsversprechen moderner Rechtsgewährleistung und abschließend die kritische Perspektive des Rechtsgewährleistungsparadigmas. Möge es dem Verfasser gelingen, mit Hilfe seiner vielfältigen, weiterführenden Überlegungen und Gedanken, die am Ende Rechtsgewährleistung immer auch als Freiheitsgewährleistung sehen, das interdisziplinäre Gespräch zwischen Juristen, Historikern, Soziologen, Kulturwissenschaftlern und Philosophen über Staat, Verfassung und Gesellschaft zu befördern.
Innsbruck Gerhard Köbler