Warnecke, Marie-Luise, Zwangsadoptionen in der DDR (= Justizforschung und Rechtssoziologie 8). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2009. XX, 416 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Arbeit ist die von Hubert Rottleuthner betreute, von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur im Februar 2007 abgeschlossene und im gleichen Jahr von der juristischen Fakultät der Freien Universität Berlin angenommene Dissertation der in Regensburg und Berlin ausgebildeten Verfasserin. Sie beruht auch auf umfangreichen ungedruckten Aktenbeständen und Einblicken in die Familiengeschichte von Zeitzeugen. Gegliedert ist sie in drei Kapitel.
Nach einer kurzen Einleitung über Hintergrund, Ziel und Gang der Untersuchung stellt die Verfasserin zunächst die rechtlichen Grundlagen vor, wobei sie besonders auf die Verfassungen, das Familiengesetzbuch und das Bürgerliche Gesetzbuch eingeht. Im zweiten Kapitel untersucht sie detailliert neun Einzelfälle (versuchter) politisch motivierter Kindesentziehungen und politisch motivierter Adoptionen in der Deutschen Demokratischen Republik. Anschließend geht sie kurz auf Aufhebung und Sanktionierung familienrechtlicher Eingriffe nach der Herstellung der deutschen Einheit ein.
Als Ergebnis ihrer sachlichen Betrachtung stellt die Verfasserin ansprechend fest, dass es in der Deutschen Demokratischen Republik keine unmenschlichen Zwangsadoptionsgesetze gegeben hat. Andererseits kamen (6 versuchte) Zwangsadoptionen in der Deutschen Demokratischen Republik tatsächlich vor. Zu Recht ordnet sie die Verfasserin unabhängig von den absoluten Fallzahlen als gravierende, nicht restitutionsfähige Rechtsverletzungen ein.
Innsbruck Gerhard Köbler