Trümpi, Fritz, Politisierte Orchester. Die Wiener Philharmoniker und das Berliner philharmonische Orchester im Nationalsozialismus. Böhlau, Wien 2011. 357 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die von Carlo Moos von der Universität Zürich betreute Dissertation des Verfassers. Ihr gehen umfangreiche Vorarbeiten in Berlin und Wien voraus. Sie wurden vom schweizerischen Nationalfonds ebenso finanziell unterstützt wie vom österreichischen Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung und der Hans Streiff Stiftung des Kantons Glarus.

 

Gegliedert ist die Untersuchung außer in Vorwort, Einleitung, Resümee, Anhang, Bibliografie und Personenindex (von Abendroth bis Yves mit besonderer Bedeutung Ludwig van Beethovens, Wilhelm Furtwänglers, Joseph Goebbels’, Adolf Hitlers, Wilhelm Jergers, Wolfgang Amadeus Mozarts, Baldur von Schirachs und Richard Wagners) in sechs Abschnitte. Sie beginnen chronologisch mit Aufbruch versus Tradition im ausgehenden langen 19. Jahrhundert bis zu Kriegskonzerten im Burgfrieden, verfolgen dann neue Wege zu mehr Staat in der Republik und enden schließlich kontinuierlich radikalisiert in Faschismus und Nationalsozialismus. Sachlich erörtert der Verfasser danach Abhängigkeiten und Protektion, vielfältige Medienpräsenz und Politisierung des Repertoires.

 

Ausgangspunkt des Verfassers ist der schon früh bestehende Wettstreit der Orchester in Parallele zur allgemeinen Konkurrenz zwischen Wien und Berlin. Auf dieser Grundlage schildert er unter Einbeziehung neuer Quellen detailreich die Politisierung der beiden philharmonischen Orchester ab 1933 und 1938. Auch wenn die Musik in der Geschichte nicht wirklich in der Mitte steht, liefert die sorgfältige Studie doch insgesamt interessante, detaillierte Einblicke in die Politisierung auch eines Randbereichs des gesamten Lebens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler