Stieldorf, Andrea, Marken und Markgrafen. Studien zur Grenzsicherung durch die fränkisch-deutschen Herrscher (= Monumenta Germaniae Schriften 64). Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2012. CX, 623 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Noch in der Gegenwart erstreckt sich der deutsche Sprachraum von Dänemark bis zur Steiermark und von der Mark Brandenburg bis zum Markgräfler Land und gibt es im Inneren zahllose einzelne Gemarkungen wohl mit früheren Markgenossenschaften. Das zugehörige althochdeutsche Wort marka ist vor 743 belegt und führt über germ. *mark, F., Mark (F.) (1), Grenzgebiet, durch Zeichen erkennbare Grenze bis zu idg. *mere-, Sb., Rand, Grenze, Grenzgebiet zurück. Allein bereits von hier aus erscheinen Marken und Markgrafen in den Mittelpunkt stellende Studien zur Grenzsicherung durch die fränkisch-deutschen Herrscher historisch von besonderem Interesse.

 

Ihre in Bonn geborene Verfasserin wurde an ihrer Heimatuniversität 1997 mit einer 1999 im Druck erschienenen Dissertation über rheinische Frauensiegel bzw. die rechtliche und soziale Stellung weltlicher Frauen im 13. und 14. Jahrhundert promoviert. Im Wintersemester wurde das vorliegende, von Theo Kölzer angeregte und betreute Werk von der philosophischen Fakultät der Universität Bonn als Habilitationsschrift angenommen. Wenig später wurde die bereits an der von Theo Kölzer verantworteten Edition der Urkunden der Merowinger mitwirkende Autorin für historische Grundwissenschaften an die Universität Bamberg berufen.

 

Ihr gewichtiges Werk gliedert sich außer in die Verfassung, Grenzen, Grenzschutz und Grenzpolitik, Marken und Markgrafen in der Forschung sowie Methoden und Fragen erörternde Einleitung in drei Abschnitte. Sie betreffen marca/marchia vom 6. bis zum 12. Jh., marchio vom ausgehenden 8. Jahrhundert (erstes Auftreten um 800) bis zum 12. Jahrhundert und schließlich die Sicherung der Grenzen durch die Herrscher von den Karolingern bis zum Ende des 12. Jahrhunderts. Über ihren wichtigsten Befund, dass weder marca noch marchio Ansatzpunkte für die Beschreibung der Handlungen der Herrscher des frühen deutschen Reiches gegenüber dessen „Peripherie“ bieten, hinaus ermittelt die Verfasserin in sorgsamer umsichtiger Arbeit an den Quellen vielfältige neue Einsichten, deren sachgerechte Würdigung an dieser Stelle dem interessierten Sachkenner vorbehalten werden muss, soll und kann.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler