Schwießelmann, Christian, Die Christlich-Demokratische Union in Mecklenburg und Vorpommern. Von der Gründung bis zur Auflösung des Landesverbandes (1945-1952) (= Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte 58). Droste, Düsseldorf 2010. 512 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Seit Entstehung der Vorläufer von Parteien seit dem 17. Jahrhundert streben diese nicht nur im Wettbewerb um die Macht, sondern ist auch die Vereinigung unterschiedlicher Parteien in einer Hand Ziel machtbewusster Politiker. Im Deutschen Reich schaltete Adolf Hitler 1933 alle Wettbewerber in kurzer Zeit vollständig aus und erklärte die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei zur alleinigen rechtmäßigen Vertreterin des Volkswillens. Nach seinem Ende ergab sich die Möglichkeit zur Neugestaltung der Parteienlandschaft, so dass es sich fragt, wieso sie mancherorts nur beschränkt nutzbar gemacht werden konnte und etwa in der sowjetischen Besatzungszone bzw. der anschließenden Deutschen Demokratischen Republik sich zwar äußerlich ein Mehrparteiensystem entwickelte, dieses aber inhaltlich ein Einparteiensystem wurde.

 

Mit dieser interessanten Fragestellung befasst sich die von Nikolaus Werz betreute, im Wintersemester 2008/2009 von der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock angenommene Dissertation des 1980 in Güstrow geborenen, seit 1998 in Politikwissenschaft, Philosophie und germanistischer Literaturwissenschaft ausgebildeten Verfassers. Er verfolgt an Hand der erreichbaren Quellen das Werden des in Schwerin am 5. Juli 1945 vor allem von früheren Mitgliedern der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei gegründeten Landesverbands der unmittelbar nach Kriegsende fast gleichzeitig ziemlich spontan durch von einander unabhängigen Gruppen etwa in Berlin, Köln, Hannover, Frankfurt am Main, Würzburg, Stuttgart und München errichteten Christlich-Demokratischen bzw. Christlich-Sozialen Union. Gegliedert ist seine sorgfältige Betrachtung in insgesamt elf Abschnitte und drei Phasen.

 

Der Gründung durch einzelne Kerne und Zentren folgt unter dem Landesvorsitzenden Reinhold Lobedanz (1880-1955) der Aufbau des Landesverbands von 1945 bis 1947 einschließlich der Wahlen des Jahres 1946 (34,1 Prozent der Stimmen, 31 von 90 Landtagsabgeordneten), nach denen sich die Frage von Regierung oder Opposition stellte. Nach einer Krise 1947 beginnt unter Instrumentalisierung Lobedanz’ bereits 1949 bei einem Bestand von etwa 30000 Mitgliedern der nicht entschieden abgelehnte Weg in die Unterordnung mit anschließender politischer Säuberung und Mitwirkung am Aufbau des Sozialismus. Mit seiner Studie schließt der Verfasser überzeugend eine bisher bestehende Lücke, der weitere entsprechende Arbeiten folgen könnten bzw. sollten.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler