Schreiber,
Horst, Nationalsozialismus und Faschismus in Tirol und Südtirol. Opfer, Täter,
Gegner. StudienVerlag, Innsbruck 2008. 448 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das von Burg Tirol bei Meran aus durch Grafen entwickelte, 1363 zu Österreich gelangte Land südlich und nördlich des Brennerpasses in den Alpen wurde am Ende des ersten Weltkriegs aufgeteilt, weil das im Zeitalter des Nationalismus geschaffene Königreich Italien als Lohn für seine Teilnahme auf Seiten der Alliierten die Brennergrenze errungen hatte. Wenig später fiel Italien in die politischen Hände des Faschismus, der eine strikte Italianisierung des südlichen Tirol anstrebte. Von daher sind der Nationalsozialismus und der Faschismus in Tirol einschließlich Südtirols von besonderem Interesse.
Der 1961 geborene Verfasser ist Historiker und Lehrer für Geschichte und Französisch am Abendgymnasium für Berufstätige und Dozent am Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck. In diesem Rahmen ist er für das vorliegende Werk vorzüglich ausgewiesen. Sein Ziel ist ein bewusster sinnvoller Anstoß zum aufrechten Gang.
Der Autor gliedert sein Werk zunächst in 12 Einheiten. Sie betreffen Tirol von 1918 bis 1938, die nationalsozialistische Machtübernahme, Aufbruchstimmung und neue Zwänge, Jugend und Schule, die Heimatfront, Zwangsarbeit, das Arbeitserziehungslager Innsbruck-Reichenau, die NS-Euthanasie, die Verfolgung der Roma, Sinti und Jenischen, den Völkermord an den Jüdinnen und Juden, Widerstand und Befreiung sowie die Zeit von der nationalsozialistischen Vergangenheit bis zur Gegenwart, woran vier kürzere, von Gerald Steinacher und Philipp Trafojer verfasste Abschnitte über die Abtrennung Südtirols von Österreich, Südtirol im Faschismus, Südtirol während der nationalsozialistischen Herrschaft und den Kampf um die Autonomie angeschlossen werden. 48 Biographien von Tätern und Opfern sowie mehr als 250 Abbildungen veranschaulichen die besonders für jüngere Leser gedachte, durch einen Anhang bereicherte Darstellung, mit der im Ergebnis eine umfangreichere, verdienstvolle und im Detail modifizierte Reihe in Leben gerufen wurde.
Innsbruck Gerhard Köbler