Rohe, Mathias, Das islamische Recht. Geschichte und Gegenwart (= Historische Bibliothek der Gerda-Henkel-Stiftung). 3. Aufl. Beck, München 2011. XX, 612 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Stuttgart 1959 geborene Verfasser studierte nach dem Abitur (1978), Aufenthalten im Orient und dem Zivildienst ab 1981 Rechtswissenschaft und Islamwissenschaft an den Universitäten Tübingen und Damaskus. 1993 wurde er mit einer Dissertation über die Geltungsgründe des Deliktsstatus in Tübingen promoviert, 1996/1997 mit einer Schrift über Netzverträge bzw. Rechtsprobleme komplexer Vertragsverbindungen habilitiert. Danach wurde er für bürgerliches Recht, internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung an die Universität Erlangen-Nürnberg berufen.

 

Bereits 2001 behandelte er den (im Jahr 2009 das Hedschra-Jahr 1430 eröffnenden) Islam und die rechtlichen Perspektiven von Alltagskonflikten und Lösungen. Auf dieser Grundlage hat er 2009 das vorliegende, von  der Volkswagenstiftung, der Fritz-Thyssen-Stiftung und der Gerda Henkel Stiftung maßgeblich geförderte, dem Andenken seines Vaters gewidmete, umgehend von Reinhard Zimmermann als eines der Bücher des Jahres hervorgehobene  Werk in erster Auflage im Umfang von 606 Seiten veröffentlicht. Angesichts der neueren Vergangenheit und der vielleicht bevorstehenden Zukunft bearbeitet es ein beachtliches Forschungsfeld, mit dem sich etwa auch J. Schacht (1982), H. Motzki (1991, 2002), N. Coulson (1995), H. Ebert (2000ff.), R. Lohlker (2005 Bibliographie) oder zuletzt A. Neumann (2012) befassten.

 

Hauptanliegen des Verfassers ist es nach dem Vorwort, die wesentlichen inneren Zusammenhänge des rund 1400 Jahre alten islamischen Rechtes (insbesondere Rechtsquellen und Anwendungsmethoden) transparent zu machen und die von ihm erfassten charakteristischen Rechtsbereiche in ihren (diesseitigen) Konturen und Entwicklungen in notwendiger Generalisierung aufzuzeigen. Zu diesem Zweck gliedert der Verfasser außer in eine Einführung über Islam, „Scharia“ und Recht in die vier Teile Geschichte des islamischen Rechtes, Modernes islamisches Recht seit dem 13./19. Jahrhundert, Wege des islamischen Rechtes in der Diaspora (Indien, Kanada, Deutschland) und Perspektiven des islamischen Rechtes in einer globalisierten Welt und fügt dem einen sehr umfangreichen Anhang an. Möge seiner wichtigen, schwierigen und verdienstvollen, aber auch von unterschiedlichen Seiten problematisierten Aufklärungsarbeit weiterer Erfolg beschieden sein.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler