Miard-Delacroix, Hélène, Im Zeichen der europäischen Einigung 1963 bis in die Gegenwart (= Deutsch-französische Geschichte Band 11). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2011. 404 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die im Zeichen der Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland nach dem Ende des zweiten Weltkriegs innerhalb der Europäischen Union möglich gewordene deutsch-französische Geschichte wurde 2005 mit einem Band Rolf Großes über die Zeit vom Frankrenreich (800) bis zu den Ursprüngen der Nationalstaaten (1214) eröffnet. Dem folgten 2005 ein dritter Band (1500-1648), 2008 ein vierter Band (1648-1789) und ein fünfter Band (1789-1815), 2009 ein achter Band (1918-1932/1933), 2010 ein zweiter Band (1214-1500) und 2011 ein zehnter Band (1945-1965). Trotz noch vorhandener Lücken (6, 7, 9) gelangt die interessante und wichtige Reihe mit dem elften Band zumindest zeitlich zu einem Abschluss.

 

Seine 1959 geborene Verfasserin ist Universitätsprofessorin für Études germaniques (civilisation de l'Allemagne contemporaine) an der Ècole Normale Supérieure Lettres et Sciences Humaines (ENS LSH) in Lyon. Sie verfolgt die Geschichte der deutsch-französischen Bezeiehungen von dem Zeitpunkt an, in dem Charles de Gaulle und Konrad Adenauer in Paris den Élysée-Vertrag unterzeichneten. Dementsprechend behandelt der Überblick sachgerecht die anschließende deutsche Ostpolitik, die folgenden wirtschaftlichen Krisen, den deutschen Vereinigungsprozess und die Zeit nach dem kalten Krieg. Besonders bemüht sich die Verfasserin darum, verständlich zu machen, dass Frankreich niemals der deutschen Einheit im Wege stehen, aber doch seine eigenen Interessen in Europa und der Welt nicht außer Acht lassen wollte.

 

An Fragen und Perspektiven werden  dass Jahr 1968, der Terrorismus, der Parlamentarismus, die komplexe Rolle des Kommunismus, die Modernisierung der Arbeitsgesellschaft, Medien, Staatsangehörigkeit, die gemeinsame Tätigkeit als Motor Europas und die Rückbesinnung auf den Bilateralismus erörtert. Bibliographie, Zeittafel, Karten und Namensregister runden den Band ab. Unterschiede werden nicht weniger deutlich gemacht als Gemeinsamkeiten. Damit wird die Reihe, wenn sie vollständig erschienen sein wird, eine gute Grundlage für vertieftes Verständnis auf beiden Seiten des Rheins bilden können.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler