Methoden der Namenforschung. Methodologie, Methodik und Praxis, hg. v. Ziegler, Arne/Windberger-Heidenkummer, Erika. Oldenbourg, München 2011. 254 S., 41 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Vom 12. bis 15. Mai 2010 fand am Institut für Germanistik der Universität Graz die sechste Tagung des Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namensforschung zum Thema der Namenforschung statt. Da die selbstgewählte regionale Beschränkung inzwischen als zu eng empfunden wurde, waren auch Beiträge aus Italien, Luxemburg und der Schweiz willkommen. Außerdem wurden in die Veröffentlichung zusätzliche Untersuchungen aufgenommen, so dass der interessante Band insgesamt 16 Studien erfasst.
Gegliedert sind sie nach einem kurzen Vorwort und einer Einführung der Herausgeber in drei Gruppen. Diese betreffen Methodologie und Reflexionen, Methodik und Diskussionen, Praxis und Analysen. Dabei befasst sich etwa die Methodologie mit der Realprobe bei der Namensdeutung, mit der onymischen Monovalenz, mit der Typologisierung der Familiennamen (in Luxemburg), mit der Gegenüberstellung von moderner Indogermanistik und traditioneller Namenkunde am Beispiel von Save, Drau, Zöbern (notwendig wäre eine vollständige Sichtung und Überarbeitung des gesamten bereits gesammelten alt belegten Gewässer-, Orts- und Personennamenmaterials auf der Grundlage des heutigen indogermanischen Wissens), mit dem Verhältnis von Namen und Grammatik sowie mit der Rolle von Volkskunde und Aberglauben.
Unter Methodik werden das deutsche Gewässernamenbuch (z. B. Mur, Gurk, Eiter-, Albach, Traisen, Aist, Trisanna, Lutz), die Diffusionstheorie, die (möglichst automatisierbare) Belegverortung mit GIS (Geographisches Informationssystem), das österreichische Online-Familiennamenbuch und das historische Ortsnamenbuch von Bayern (HONB, 31 von 143 Altlandkreisen bearbeitet) angesprochen. Unter Praxis werden das auf 217 Ortsnamen beschränkte digitale Ortsnamenbuch mit neuen Perspektiven der Namenforschung, die neue Forschungsrichtung Namenökologie, die Berufsnamen als Bergbauindikatoren am Beispiel von Schwaz in Tirol sowie Hammer, Stahl und Mehlhose in der Spannung zwischen Berufsnamen und Übernamen vorgestellt. Insgesamt bietet das Werk einen guten Einblick in neue Fragestellungen und Erkenntnisfortschritte, der durch ein Register noch zusätzlich an Transparenz hätte gewinnen können.
Innsbruck Gerhard Köbler