Kramer, Nicole, Volksgenossinnen an der Heimatfront. Mobilisierung, Verhalten, Erinnerung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011. 392 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der Nationalsozialismus war im Grunde eine von Männern für Männer gegründete Partei, die für den Arbeiter gedacht war, nicht aber auch für die noch eher seltene und dann jedenfalls bedeutungslose Arbeiterin. Auch bei den im Grunde als loses Vorbild verwendeten Germanen standen die Männer im Kampf, während die Frauen nur eine, frelich nicht unwichtige Kulisse in der Wagenburg bildeten. Im Laufe der nationalsozialistischen Herrschaft erwies es sich freilich als sinnvoll, Frauen einzeln oder auch aus Gruppe in die Bewegung wenigstens am Rande aufzunehmen.
Die Verfasserin greift die damit zusammenhängende Problematik in ihrer 2009 an der Universität München angenommenen Dissertation auf. Dabei geht sie von einer breiten Quellenbasis aus und gelangt in sorgfältiger Betrachtung zu anerkennenswerten neuen Erkenntnissen. Da die von Gertrud Scholtz-Klink als Reichsfrauenführerin geleitete Nationalsozialistische Frauenschaft mit dem Deutschen Frauenwerk vier Millionen Mitglieder und 4 Millionen inkorporierte Mitglieder mit steigender Tendenz zählten und mehr als 8 Millionen Frauen dem Reichsluftschutzbund angehörten, erweist sich ein großer Teil der deutschen Frauen mehr oder weniger stark den Nationalsozialismus verbunden.
Damit dürfte eine überzeugende Einschätzung gelungen sein neben der Verdrängung der Frauen aus dem Nationalsozialismus allgemein und ihrer bloßen Einstufung als Opfer. Nicht alle, aber doch zahlreiche Frauen ließen sich zur für die Bewegung gewinnen. Nach Ende der nationalsozialistischen Herrschaft wurde auch dies in der Erinnerung zu Unrecht weitgehend verdrängt.
Innsbruck Gerhard Köbler