Hermann, Angela, Der Weg in den Krieg 1938/39. Quellenkritische Studien zu den Tagebüchern von Joseph Goebbels (= Studien zur Zeitgeschichte 83). Oldenbourg, München 2011. 574 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Rheydt am 29. Oktober 1897 geborene (Paul) Joseph Goebbels († Berlin 1. Mai 1945), der bereits 1926 zum Gauleiter von Berlin der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei und 1928 zum Reichspropagandaleiter bestellt wurde, verband während seines Wirkens Rhetorik, Ästhetik und Technologie so geschickt, dass er als enger Vertrauter Adolf Hitlers zu einem der einflussreichsten nationalsozialistischen Politiker aufsteigen konnte. Bereits von 1924 an führte er Tagebuch. Seine darin enthaltenen Aufzeichnungen sind eine bedeutsame Quelle für die Geschichte der nationalsozialistisch beherrschten Zeit.

 

Ihre Herausgabe durch Elke Fröhlich hat deshalb großen Wert. Die Verfasserin des vorliegenden Werkes konnte daran von 1999 bis 2008 am Institut für Zeitgeschichte Teil haben. In diesem Zusammenhang konnte sie ihre von Hans Günter Hockerts betreute, im April 2008 von der philosophischen Fakultät der Universität München angenommene Dissertation herstellen, die inzwischen der Öffentlichkeit zur Verfügung steht.

 

Gegliedert ist sie außer in Vorwort und Einleitung in fünf Abschnitte. Sie betreffen die Blomberg-Fritsch-Krise, den Anschluss Österreichs, die Sudetenkrise und das Münchner Abkommen, die Vorgeschichte und Initiierung des Novemberpogroms und die Desintegration des tschechoslowakischen Staates einschließlich der weiteren außenpolitischen Entwicklung bis zum Sommer 1939. Insgesamt gewinn die Verfasserin auf Grund ihrer umfangreichen Untersuchungen die Überzeugung, dass Joseph Goebbels zwar politisch nach Belieben mit der Wahrheit umgehen konnte, dass aber die mögliche Annahme, das Tagebuch sei in propagandistisch manipulierender Absicht verfasst worden, auf der Ebene der Tatsachen nicht zutrifft, weshalb es quellenkritisch mit Bedacht benutzt eine „einzigartige Fundgrube“ ist, in der Tatsachen nicht wider besseres Wissen entstellt sind.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler